Tina Turner hat es getan, Diana Krall und viele Popkollegen haben sich getraut - jetzt macht auch Sting Musik mit großem Orchester. Seine allergrößten Hits hat der britische Sänger herausgesucht und für Streicher, Bläser, Harfe und Pauke arrangieren lassen. Im Herbst geht er damit auf Europatournee und bringt passend dazu ein Album bei der Klassik-Firma Deutsche Grammophon heraus.
«Es ist die größte Band, die ich jemals hatte», sagte der 58-Jährige am Mittwoch bei der Vorstellung seines neuesten Projektes in London. «Die Songs sind zu neuem Leben erweckt worden.» Um den Pop-Aspekt nicht zu sehr aus den Augen zu verlieren, wird in den legendären Abbey Road Studios produziert.
Klassik im großen Stil
Klassik im Kleinen hat Sting in den letzten Jahren schon mehrmals gemacht - bei seinen Fans kamen die eher sperrigen Interpretationen von alten englischen oder deutschen Liedern aus dem 19. Jahrhundert nicht immer gut an. Mehr Freude bei den Hörern und vor allem auch vollere Kassen dürften die neuen Pläne bringen. Millionenschwere Hits wie «Fields of Gold» oder «Every Breath You Take» mit Orchester - ein Traum für Plattenfirmen und Konzertveranstalter.
Sting selber sieht es gelassen. «Ich habe selber vorher nie darüber nachgedacht», sagte er bei der Vorstellung in den Abbey Road Studios. Ganz neu ist es für ihn nicht, mit Orchester zu spielen. In den USA habe er das mehrmals gemacht, dabei sei die Idee für die neue Platte und die US- und Europatour aufgekommen. In Deutschland steht er am 26. und 27. Mai sogar mit dem Bundesjugendorchester auf einer Bühne, beim Musikfestival «Movimentos» des Autobauers VW.
Let's do it
Erst mal aber wird geprobt. Während draußen vor den «Heiligen Hallen» - berühmt geworden vor allem durch die Beatles und ihr «Abbey Road»-Album - die Fotoapparate der Touristen heiß laufen, gibt Sting sich drinnen entspannt. Er sitzt im wohl größten Raum der Studios, fast sieht es aus wie in einer Turnhalle. Die 45 Musiker des Royal Philharmonic Concert Orchestras stimmen aufgeregt ihre Instrumente. Sting trinkt erst einen Kaffee. «Ok, dann lasst uns mal loslegen», sagt er zu den meist jungen Musikern, die ihn nervös angucken.
Die Kaffeetasse stellt er auch beim Singen nicht ab - ein Schluck zwischen den Zeilen muss offenbar sein. «Englishman In New York» klingt entsprechend relaxed und unaufgeregt. Etwas pathetischer wird es bei «My Air True Love» und «I Hung My Head». Fast hört man Stings Stimme vor lauter Geigen nicht.
«Lasst uns mal wieder in bessere Stimmung kommen», sagt er und stimmt den Gute-Laune-Millionenhit «Every Little Thing She Does Is Magic» an. Da kann sich auch der Dirigent nicht mehr halten und legt auf seinem Pult ein kleines Tänzchen hin. «Für uns alle hier ist das neu», meint Sting. «Ich fühle mich fast wie ein kleiner Junge.»
Britta Gürke (dpa) - Bild: epa