Adele stürmt mit ihrem Album weltweit die Charts. Während sie in Deutschland nur Helene Fischer mit ihrem Weihnachtsalbum den Vortritt um Platz eins lassen muss, steht in Belgien die flämische Mädchen-Popgruppe K3 ganz oben. Dabei liegt das neue Doppelalbum erst seit Donnerstag in den Geschäften. Doch schon am Vortag lagen 100.000 Bestellungen vor. In Belgien bedeutet das gleich fünf mal Platin zum Verkaufsstart. Hinzu kommen noch die digitalen Downloads der K3-Titel.
"Oya Lele" ist nur einer aus rund 180 K3-Titeln. Das Prinzip ist fast immer das gleiche: Ein Refrain, den auch ein vierjähriges Kind leicht mitsingen kann, der aber auch anderen Generationen gefallen muss. "Nichts ist dem Zufall überlassen", erklärt K3-Komponist Miguel Wiels. Dabei gibt es einige wichtige Zutaten: Ein K3-Ohrwurm muss sich genauso fürs Radio, wie für die Diskothek oder ein Café eignen. Ein breiter Sound, der aktuell klingt mit Texten, die keinerlei negative Töne beinhalten.
Die flämische Variante der Spice Girls
Angefangen hat alles vor 17 Jahren. Wie aus der Retorte wurde die Mädchen-Popgruppe Mascara gegründet, die eine flämische Variante der damals berühmten Spice Girls werden sollte. Die Medien sprachen aber immer von den drei Ks, da die Sängerinnen Kathleen, Kristel und Karen hießen. Aus Mascara wurde schnell K3.
Ihre Markenzeichen: Eine Blonde, eine Schwarzhaarige und eine Rothaarige. Im Eiltempo eroberten die drei Mädels Flandern, und kurz darauf auch die Niederlanden. Besonders hilfreich war die Teilnahme an der Vorrunde des Eurovision Song Contest 1999.
Ein bekannter flämischer Musikkritiker hatte sich negativ über den belgischen Beitrag geäußert. Es handle sich um Babymusik. Dabei machte er die sarkastische Bemerkung, man möge die Gruppe bei Studio 100 unterbringen, einem Entertainementbetrieb, der voll auf Kinder ausgerichtet ist. Ironie der Geschichte: Tatsächlich wurde K3 einige Jahre später von Studio 100 übernommen. Keine dumme Entscheidung, denn jetzt sorgt K3 für einen geschätzten Jahresumsatz von rund acht Millionen Euro.
Eine Marketingmaschine
Die Mädchengruppe ist eine Marketingmaschine, die in Belgien ihresgleichen sucht. Nach CDs folgten Weihnachtsshows, eine Fernsehserie, Musicals, Kinofilme, Bücher, Comics und sogar ein Zeichentrickfilm. Die Sängerinnen zieren nicht nur Poster in den Kinderzimmern, sondern sind auch auf Butterbrotsdosen, Shampoos und vielen Lebensmitteln sehr beliebt. Und nicht zu vergessen: die eigene Kleiderlinie.
Eine echte Geldmaschine, die 2009 kurz ins Stocken geriet. Eine der drei Sängerinnen verließ die Gruppe und brach mit der Produktionsfirma. Die wiederum organisierte eine Fernseh-Castingshow, um ein neues Mitglied zu finden. The show must go on: Und mit Josje Huisman aus den Niederlanden konnte die Kasse weiter klingeln.
2015 sorgte die Gruppe in Flandern wieder für Schlagzeilen. Über die genauen Gründe wurde nichts bekannt, aber offenbar war bei den Mitgliedern nach all den Jahren die Luft raus, die Lust und die Glaubwürdigkeit, mit 40 Jahren noch vor Kleinkindern aufzutreten, nicht mehr da.
K3 in neuer Besetzung
Doch ans Ende wollte die Produktionsfirma nicht glauben. Im Herbst folgte in Belgien und den Niederlanden eine neue Castingshow, auf der Suche nach den neuen K3. Rund 6.000 Mädchen hatten sich beworben. Millionen verfolgten gespannt vor den Fernsehgeräten, wer die drei Nachfolgerinnen werden sollten. Am Ende überzeugten die Publikumslieblinge Marthe, Hanne und Klaasje auch die Jury, darunter die Sängerinnen der alten Formation.
Die Hitmaschine kann mit frischem Blut also noch einige Jahre weiterlaufen. Das in nur rund einem Monat produzierte neue Album ist jedenfalls schon jetzt ein echter Verkaufs-Hit.
Manuel Zimmermann - Bild: Kristof Van Accom (belga)