Mit diesen Basstönen in Klavier, Kontrafagott und Tuba beginnt die Oper Brokeback Mountain des amerikanischen Komponisten Charles Wuorinen und diese düsteren Klänge geben gleich den Ton an für die rund zweistündige Oper, die der gleichnamigen Kurzgeschichte der Pulitzer-Preisträgerin Annie Proulx folgt. Sie hatte auch schon das Drehbuch zum Film von Ang Lee geschrieben und hat für die Opernfassung, die auf Wunsch unseres in diesem Jahr verstorbenen Landsmannes Gerard Mortier entstand und im Januar in Madrid ihre Uraufführung erlebte ein Libretto verfasst.
Lebte der Film von grandiosen Landschaftsbildern, kann die Oper als musikalisches Konversationsstück überzeugen. Und Regisseur Ludger Engels tat gut daran, in meist nüchternen Bildern die Handlung zu erzählen, so dass sie für jeden nachvollziehbar ist.
Die Bühne ist nach hinten durch eine Wellblechwand abgeschlossen, die Drehbühne das Theaters Aachen lässt uns im Laufe des Abends die verschiedenen Situationen und Orte erkennen: Sei es das einsame Zelt oder in diesem Fall korrekter gesagt die Hütte der beiden Cowboys am Brokeback Moutain oder das Motelzimmer in dem sie sich später lieben werden oder die Wohnungen ihrer jeweiligen Familien. Dabei sind es oft ganz einfache Mittel, die den Szenenwechsel deutlich machen.
So gleich zu Beginn wenn aus dem Begrüßungsschild des Staates Wyoming der schneebedeckte Brokeback Mountain wird, der dann ganz zum Ende der Oper im Kinderzimmer von Jack Twist als der ewige Traum des Cowboys auftaucht.
Die Geschichte dürfte dank des Films bekannt sein. Es geht um zwei Cowboys, die sich beim Schafehüten am Brokeback Mountain näher kommen, ihre Liebe entdecken, sich dann aus den Augen verlieren, jeweils eine Familie gründen, aber ihre Sehnsucht lässt sie immer wieder zusammenkommen, bis Jack nach zwanzig Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Jetzt, als es zu spät ist, kann sich Ennis sich seine Liebe zu Jack eingestehen.
Die Darstellung der Liebe zwischen zwei Cowboys sorgte 2005 in den USA noch für Diskussionen, dies dürfte heute wohl nicht mehr als skandalös angesehen werden und Ludger Engels versucht auch gar nicht mit seiner Inszenierung eine Diskussion zum Thema Homosexualität oder Homophobie anzuregen, sondern zeigt einfach die Geschichte einer Liebe zwischen zwei Menschen, die in diesem Fall eben zwei Männer sind.
Die beiden Hauptdarsteller, der Tenor Mark Omvlee und der Bariton Christian Tschelebiew sind grandios. Sie spielen und singen in einer wirklich atemberaubenden Perfektion und Glaubwürdigkeit. Sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt dieser Oper, die zwar modern, aber nie wirklich avantgardistisch klingt.
Dirigent Kazem Abdullah hat sein Sinfonieorchester akribisch vorbereitet und lässt in den zahlreichen Fortissimo-Passagen auch mal das Blech so richtig hochfahren. Charles Wuorinen verzichtet in seiner Partitur auf Pathos oder Schmelz, sondern bevorzugt eine klare, manchmal etwas repetitive Tonsprache. Aber so wird Bokeback Mountain selbst für Nicht-Kenner zu einem guten Einstieg in moderne Oper. Denn die Handlung ist dank des Films bekannt und die Musik sehr zugänglich.
Brokeback Mountain steht bis zum 22. Januar noch sieben Mal auf dem Programm des Theaters Aachen.
Bild: Theater Aachen