Wer kennt sie nicht, die Collégiale Saint Barthélmey in Lüttich? Unweit des Curtius Museums erstrahlt der massive Sakralbau seit einigen Jahren in neuem Glanz. Besonders das Taufbecken ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Schmiedekunst des späten 12. Jahrhunderts und zählt zu den Schätzen der maasländischen Kunstgeschichte.
Aber auch die Orgel ist von großer historischer Bedeutung. Mit der feierlichen Einweihung an diesem Sonntag endet eine lange Restaurierungsgeschichte, wie der Eupener Orgelbauer Guido Schumacher, der für die Restaurierung verantwortlich war, weiß: "Das ist wirklich ein Sonderfall, diese Orgel. Im Zuge der Restaurierung der Kirche hat man das Instrument schon 1976 ausgebaut. Dann ist die Orgel 25 Jahre eingelagert gewesen, bevor wir dann mit der Restaurierung beauftragt worden sind. Leider hat es dann irgendwann administrative Probleme gegeben und die Arbeiten sind sechs Jahre lang unterbrochen worden. Jetzt kommt es endlich zur Fertigstellung."
"Das Instrument wurde vom Lehrmeister von Schyven gebaut und zwar von 1849 bis 1852. Dann hat Schyven selbst es aber in den Jahren 1883 bis 1887 nochmals umgebaut. Restauriert wird es jetzt eigentlich in den Zustand, wie es nach der Restaurierung von Schyven war", erklärt Schumacher weiter.
Schyven baute unter anderem auch die Orgel der Kathedrale in Antwerpen, die größte Orgel ihrer Zeit. Auch dieses Instrument wird in den nächsten Jahren von Orgelbau Schumacher restauriert werden. Die Orgel in Saint Barthélemy ist aber besonders interessant in der belgischen Orgelgeschichte ,wie Schumacher erläutert: "Es ist eigentlich ein hochinteressantes Instrument in der Entwicklungsgeschichte der Orgel in Belgien. Josef Merklin war ja ein deutscher Orgelbauer, der aus der deutschen Tradition kam. Er hat diese deutsche Tradition in Belgien bekannt gemacht. Diese Orgel in Saint Barthélemy in Lüttich ist sein erstes großes Instrument. Das ist eine "Übergangsstilistik" zwischen frühromantischer und romantischer Orgel, beziehungsweise zwischen spätklassischer und frühromantischer Orgel. Das ist etwas ganz Besonderes."
Nach circa 38 Jahren wird die Lütticher Organistin Anne Froidebise an diesem Sonntag, 19. Oktober um 16:30 Uhr beim Einweihungskonzert die Merklin-Orgel wieder ihrer Bestimmung übergeben und zum Klingen bringen.