Der US-Rockmusiker Lou Reed ist tot. Der Sänger von Welthits wie "Walk on the Wild Side" und "Perfect Day" sei am Sonntag im Alter von 71 Jahren gestorben, berichteten US-amerikanische und britische Medien. Reed sei auf der Halbinsel Long Island bei New York vermutlich an den Folgen einer Lebertransplantation gestorben, der er sich im Frühjahr unterzogen hatte, sagte sein US-Agent Andrew Wylie der "New York Times".
Zuvor hatte das US-Musikmagazin "Rolling Stone" über den Tod Reeds berichtet. "Ja, ich fürchte, es ist wahr", sagte Reeds britischer Agent Andy Woolliscroft dem "Guardian".
Der vielfach preisgekrönte Reed, der in den 1960er und 70er Jahren mit der vom Künstler Andy Warhol geförderten Punk-Avantgarde-Band Velvet Underground bekanntgeworden war, war auch als Solosänger weltweit erfolgreich.
Reed sei ein "außergewöhnlich begabter Sänger" gewesen, der einen "tiefen Einfluss auf die Rockmusik und die gesamte Musikkultur gehabt habe", teilten die Veranstalter der Grammys mit, die als weltweit bedeutendste Musikpreise gelten. Er habe "dem Mainstream Avantgarde beigebracht", hieß es weiter. "Wir haben einen wahren Visionär und kreativen Anführer verloren, dessen bahnbrechende Arbeit für immer einen Platz in der Musikgeschichte haben wird."
Wegbegleiter trauern um Lou Reed - Bowie: "Er war ein Meister"
Nach dem Tod von Lou Reed betrauern Kollegen und enge Weggefährten den Verlust des berühmten US-Rockmusikers. "Die Welt hat einen ausgezeichneten Songwriter und Poeten verloren ... Ich habe meinen Schulhof-Kumpel verloren", schrieb John Cale auf seiner Facebook-Seite. Cale hatte mit Reed Ende der 1960er Jahre die von Andy Warhol geförderte Punk-Avantgarde-Band Velvet Underground gegründet.
"Er war ein Meister", erklärte Musiker David Bowie, der 1972 Reeds erstes Soloalbum "Transformer" produziert hatte. Punk-Ikone Patti Smith trauert um "einen meiner wichtigsten Freunde in meinem Leben". Musiker Iggy Pop, der Ende der 1970er Jahre mit Bowie und Reed in einer WG im Westen des geteilten Berlins lebte, schrieb auf Twitter von "niederschmetternden Neuigkeiten". Paul Stanley, Gründungsmitglied der Rockgruppe Kiss, würdigte Reed als "Musiker, Künstler und Vorreiter, der nach seinen eigenen Regeln gespielt hat".
"Mein Freund Lou Reed ist am Ende seines Songs angelangt", twitterte Bestseller-Autor Salman Rushdie. Sie sei ihm "extrem dankbar" für alles, schrieb Schauspielerin Mia Farrow. Und der Hip-Hop-Produzent Russell Simmons twitterte: "New York hat eines seiner größten Geschenke verloren."
Sie sei ihm "extrem dankbar" für alles, twitterte Schauspielerin Mia Farrow. Reeds Musik sei genau die seiner Generation und immer noch relevant, schrieb ihr Kollege Samuel L. Jackson. Und der Hip-Hop-Produzent Russell Simmons twitterte: "New York hat eines seiner größten Geschenke verloren."
Von Großstadt-Erfahrungen geprägte Texte
Die von Großstadt-Erfahrungen geprägten Texte Reeds über Sex, Gewalt und Drogen kombiniert mit dem Hang seines Bassisten John Cale zu Klangexperimenten ergaben den charakteristischen düster-schrägen Sound der Band. Der stand damals vollkommen konträr zu den heiteren Klängen der Flower-Power-Bewegung.
Das erfolgreiche und von der Kritik gelobte Album "Loaded" - das deutlich Reeds Handschrift trägt - kam erst kurz nach dessen Bandausstieg 1970 auf den Markt. Stücke wie "Sweet Jane" oder "Rock'n'Roll" wurden zu Klassikern in seinem Repertoire. Legendär sind auch seine Soloalben "Transformer", "Metal Machine Music" sowie seine Comeback-CD "New York". 1996 wurde Reed als Mitglied von Velvet Underground in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
Zuletzt widmete er sich verstärkt neuen Projekten und arbeitete mit Künstlern, Theater- und Filmemachern wie Robert Wilson, Wim Wenders und Julian Schnabel zusammen sowie mit der Metal-Band Metallica und seiner Ehefrau, der Performance-Künstlerin Laurie Anderson. Sein letztes Album nahm er 2011 mit der Metal-Band Metallica auf.
Die Zeit sei furchtbar schnell vergangenen, hatte Reed noch jüngst in einem Interview gesagt, "Wie konnte das passieren? Das hört nie auf, mich zu verwundern. Gerade war ich doch noch 19."
dpa/sh - Bild: Patricia De Melo Moreira (afp)