Wenn Billy Gibbons das Wort «Sound» ausspricht, fängt Musik an zu schwingen. Der Gitarrist von ZZ Top erzählt, wie das jüngste Album «La Futura» entstanden ist: «Wir haben einfach mal mit Gitarre, Bass und Schlagzeug losgelegt.» Danach sollte es eigentlich mit Synthesizer-Klängen ergänzt werden. «Aber dann war das so stark und robust, dass wir uns darauf beschränkten - einfach nur Gitarre, Bass und Schlagzeug. Wir hatten das Gefühl, wieder zu unseren Anfängen zurückzukehren.»
Bei einem Besuch in Berlin schwärmt Gibbons von den Trabis. Und von alten Filmen. «Aber an erster Stelle geht es mir darum, dass ich spielen kann», sagt der 61-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Und laut muss es sein!»
Also drehen wir mal die Anlage auf für die zehn Stücke des ersten Albums der texanischen Bluesrock-Band seit neun Jahren. Mit «I Gotsta Get Paid» geht es gleich heftig ab. Die treibenden Gitarrenriffs sind unverkennbar. «Wenn Billy Gibbons in die Seiten greift, hört man förmlich, was da an künstlerischer Erfahrung drin steckt», sagt der Musiker Dieter Gorny, der Vorstandsvorsitzender beim Bundesverband Musikindustrie (BVMI) ist. «Mit dem Album La Futura hat ZZ Top gezeigt, dass sie noch sehr gut dabei sind, das ist ein richtig schönes Werk mit schmutzigem, ehrlichem Blues-Rock geworden.»
Für den allfälligen Endjahres-Blues enthält das bei Universal erschienene Album aber auch zwei balladen-ähnliche, langsamere Stücke. In «Over You» singt Gibbons mit seiner heiser-leidenden Stimme über frostigen Wind, Verzweiflung und Straßen voller Tränen. Da habe er sich an Memphis, an Tennessee erinnert gefühlt, sagt der in Houston geborene Texaner.
Tennessee - das ist auch die musikalische Heimat von Jack White, den Gibbons erst Anfang Oktober beim «Virgin Mobile Freefest» in Maryland erlebt hat und mit dem er die Liebe zum Bluesrock teilt: «Wir waren zusammen in der Garderobe, haben unseren Rhythm and Blues gespielt und uns immer wieder gefragt: Kennst Du dies? Hast du das schon gehört?»
Der andere Pol im mehr als vier Jahrzehnte umspannenden Musikschaffen von ZZ Top ist natürlich Texas - und der Blick auf die andere Seite der Grenze, nach Mexiko. «In unserem Studio haben wir eine komplette Sammlung zum Norteño», sagt der ZZ-Top-Gitarrist. Diese Bands zu hören sei großartig. Norteño - das ist die Musik aus dem Norden Mexikos, die von Einwanderern nach Texas mitgebracht wurde.
Die Texte der Songs sind eher zweitrangig. «Als wir die ersten Songs fertig hatten, gab es nur die Musik», erinnert sich Gibbons. «Wir hatten keine Songtitel, noch nicht einmal eine erste Zeile.» Und wie ist dann der Titel des Albums entstanden? Als Produzent Rick Rubin ihn gefragt habe, wie das Werk denn heißen solle, habe er geantwortet, damit werde er sich erst in der Zukunft beschäftigen, erzählt Gibbons. Rick habe gestutzt und gefragt: «Die Zukunft - wie nennt ihr das in eurer berühmten Texmex-Sprache?» Gibbons antwortete: «Nun, ganz einfach: La futura.»
Peter Zschunke, dpa - Bild: Alejandro Garcia (epa)