Er zog als Straßenmusiker durch Europa, lehnt die meisten Fernsehauftritte ab und zieht intime Konzertabende den großen Hallenshows vor. Liedermacher Philipp Poisel hat mit seinen oft melancholischen Songs schnell eine Fangemeinde um sich geschart. Dabei sagt der 29-Jährige von sich: "Ich habe ja eher eine Stimme, an die man sich gewöhnen muss. Die nicht automatisch rein und harmonisch klingt."
2011 wurden auch die breiteren Massen auf den Stuttgarter aufmerksam: Sein Album "Bis Nach Toulouse" erhält Gold-Status und mit "Eiserner Steg" liefert er den Song zu Matthias Schweighöfers Film "What A Man".
"Das ist das, was ich mir immer gewünscht habe: Wenn die Leute meine Musik gut finden, dann wird sie sich ihren Weg bahnen, ohne dass ich mein Gesicht in jede Kamera halten muss", sagt Poisel, der nur ungern Interviews gibt. "Ich bin sehr froh, dass es geklappt hat, dass wir ohne den großen Vorschlaghammer ausverkaufte Tourneen haben."
Nachdem das Publikum immer größer wurden, entstand der Wunsch nach mehr Intimität. Für seine aktuelle Konzertreise "Projekt Seerosenteich", zu der das gleichnamige Live-Album an diesem Freitag (17. August) erscheint, spielt er in einer Stadt lieber fünfmal hintereinander in einer kleinen Location, als in eine größere Halle auszuweichen. Die Shows sind eine Mischung aus Unplugged-Konzert, Varieté und Theater - vor ganz eigener Kulisse: "Wir wollten alles so persönlich wie möglich gestalten, deshalb sind wir mit Säge und Farbe in die Werkstatt gegangen und haben selbst das Bühnenbild gebastelt."
Philipp Poisel will Kinderalbum machen
Der Musiker würde gerne ein Album mit Kinderliedern aufnehmen. "Man muss die Kleinen ernst nehmen als Zuhörer", sagte Poisel, "Kinder können auch richtige Musik - etwa mit einem Streichquartett - hören." Der Markt sei voll mit "Eideidei-Songs", während viele alte Volkslieder in Vergessenheit gerieten.
Die kindliche Seite in ihm, der Wunsch nach einer heilen Welt und Geborgenheit, sei nach wie vor sehr ausgeprägt, sagt der Liedermacher, der später auch selbst Kinder haben will. "Das ist für mich die logische Konsequenz aus der Freude am Dasein - dass aus einem Mensch ein Neuer entsteht und das Leben weitergeht."
dpa - Bild: Christoph Köstlin