Heute Abend findet in Baku das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest 2012 statt. Die VRT schickt die 17-jährige Iris mit "Would you" ins Rennen.
Die größte Musik-Liveshow der Welt ist auch ein Festival der Absurditäten. Jedes Jahr können die Millionen Fans schräge Kandidaten und irre Songs, aber auch musikalische Perlen und große Emotionen erleben. Das ist auch beim Eurovision Song Contest in Baku so.
Der Preis für die schrägste Darbietung dürfte bereits vergeben sein - und zwar an die russische Oma-Truppe Buranowskije Babuschki (Großmütter aus Buranowo). Wenn die sechs Mütterchen zwischen 43 und 76 Jahren in ihren udmurtischen Trachten den Feiersong «Party For Everybody!» schmettern, wird die internationale Fangemeinde ausflippen, soviel ist jetzt schon sicher.
In den Kampf um den europäischen Musikthron hingegen könnte ein anderer alter Recke eingreifen, dessen ESC-Nominierung zunächst mit Spott quittiert worden war. Gemeint ist Engelbert, der Schmalzonkel von der britischen Insel, der mit 76 Jahren als bislang ältester ESC-Solo-Interpret die Grand-Prix-Ehre des Vereinigten Königreichs retten soll.
Mitgröl-Fanhymne und Jazz-Soul-Pop-Knaller
Ein ganz anderes Kaliber ist die Ukrainerin Gaitana: Ihr beat-starker Song «Be My Guest» eignet sich ebenso als Mitgröl-Fanhymne wie zum Abtanzen. Er würde damit hervorragend zur Fußball-EM passen, deren Co-Gastgeber Ukraine wegen des Umgangs mit Regierungskritikern ebenso umstritten ist wie Aserbaidschan. Doch auch beim ESC könnte die in Kiew geborene dunkelhäutige Sängerin mit kongolesischen Wurzeln mit einer feurigen Show auftrumpfen.
Musikalisch hochwertiger präsentiert sich Italien, wenn auch völlig unitalienisch: Nina Zilli haut dem Zuhörer einen von Jazz-Soul-Klängen umwehten Pop-Knaller entgegen, dem man sich kaum entziehen kann: «L'Amore È Femmina (Out Of Love)» heißt der Song - und zweisprachig geht es auch durch die drei Songminuten. Ein starker Beitrag der Italiener, die 2011 nach 13 Jahren Abstinenz überhaupt erst wieder auf das Grand-Prix-Karussell aufgestiegen waren und mit dem Jazzpianisten Raphael Gualazzi gleich Platz zwei belegten.
"Woki mit Deim Popo"
Für viele unterirdisch, für viele aber auch Kult ist Österreichs Party-Rap-Beitrag «Woki mit Deim Popo» des Duos Trackshittaz. Ähnlich wie der Kabarettist Alf Poier, der mit seinem schrägen Song «Weil der Mensch zählt» vor neun Jahren den sechsten Platz holte, könnten die beiden Jungs aus dem Mühlviertel mit ihren wackelnden Neon-Popos für Aufsehen sorgen.
Doch um Platz zwei auf der Absurditätsskala hinter den russischen Omas kämpfen auch der montenegrinische Satiriker Rambo Amadeus mit seinem Eurokrisen-Song «Euro Neuro», die hyperaktiven irischen Zwillinge Jedward, die nach 2011 nochmal mit Iro-Frisur über die Bühne toben wollen, und die Holländerin Joan Franka, die bevorzugt in Indianer-Tracht auf Ntscho-tschi macht.
Und was ist mit Roman Lob? Einen Lena-Effekt wie anno 2010 hat es diesmal nicht gegeben, die Quoten des deutschen Vorentscheids «Unser Star für Baku» waren enttäuschend. Dennoch überzeugt der 21-Jährige durch seine Natürlichkeit und seinen schüchternen Charme - und sein Song «Standing Still» hat internationales Popformat, schließlich stammt er vom britischen Ausnahmemusiker Jamie Cullum.
Belgium: ??? Points
Für Belgien tritt Laura Van den Bruel alias "Iris" an, ein 17-jähriges Mädchen aus Herentals. Ihr Song "Would You" wurde vom Fernsehpublikum der VRT am 17. März ausgesucht und hat heute Abend die Startnummer 8.
dpa - Bild: Samir Aliyev (epa)