Sie hat einer ganzen Ära die Musik gegeben: Donna Summer war Disco, war Siebziger, war funky, war einfach Musik!
Mit Hits wie «Hot Stuff», «Bad Girls» und «She Works Hard for the Money» beherrschte sie Tanzschuppen, Clubs und Hitparaden rund um die Welt.
Diese Ära ist längst vorbei. Doch die schwarze US-Sängerin, die am Donnerstag im Alter von 63 Jahren starb, gehörte mit ihrer sexy Stimme bis heute zu den Stars der Szene.
Mit ihrer Mischung aus R&B, Pop, Funk, Soul und Rock habe sie eine neue Form internationaler Popmusik geschaffen, urteilte das Fachmagazin «Rolling Stone» einmal. «Madonnas Karriere ohne Summer und die "Bad Girls"? Undenkbar!»
Ein Sprungbrett für Summers steile Karriere war Deutschland. Weil die mit sechs Geschwistern in einer frommen christlichen Familie in Boston aufgewachsene LaDonna Adrian Gaines in New York keine Anstellung fand, nahm sie 1968 eine Rolle in dem Musical «Hair» in München an.
Karriere via Germany
Acht Jahre blieb sie beruflich in Bayern. Sie lernte Deutsch, heiratete ihren ersten Mann, den Österreicher Helmuth Sommer (von dem ihr späterer Künstlername Summer stammt), und kam mit ihrem langjährigen Produzententeam Giorgio Moroder und Pete Bellotte zusammen.
Gleich ihr erster Hit 1975 wurde ein internationaler Skandal: In «Love to Love You Baby» stöhnt sie sich 17 Minuten lang hocherotisch zu Disco-Musik durch den Song. Das «Time»-Magazin berichtete, für die Aufnahme des Münchner Schnauferls hätten 22 Orgasmen simuliert werden müssen. Summer bekam das Etikett Sex-Göttin verpasst, mehrere Sender verbannten das Stück aus ihrem Programm.
Nach der Rückkehr in die USA folgten weitere Hits wie «I Feel Love», «No More Tears», «On the Radio» und «Last Dance», der Oscar-prämierte Titelsong aus dem Musikfilm «Thank God It's Friday». Mit fünf Grammys, drei aufeinanderfolgenden Nr.-1-Platin-Alben und mehr als 130 Millionen verkauften Platten wurde Summer zum Weltstar.
Schattenseiten
Doch der Ruhm hatte seinen Preis. Auf dem Zenit ihres Erfolgs versuchte Summer, sich das Leben zu nehmen: Der Karrieredruck, das Auseinanderbrechen ihrer Ehe und eine folgende traumatische Beziehung hatten sie in tiefe Depressionen gestürzt. Als sie aus dem Fenster eines Hotels am New Yorker Central Park springen wollte, verfing sie sich allerdings im Vorhang und wurde vom Zimmermädchen gerettet. In ihrer Autobiografie berichtet sie über diese Erfahrung, die sie später zu einer «wiedergeborenen Christin» machte. «Wir alle erfahren Leid. Ich auch», bekannte sie.
Mehr als 30 Jahre war Summer mit ihrem zweiten Mann, dem Sänger und Songschreiber Bruce Sudano, verheiratet. Neben den zwei gemeinsamen Töchtern hat sie noch eine Tochter aus erster Ehe und mehrere Enkelkinder. Der Zeit als Disco-Queen trauerte die Sängerin nicht nach. Das Diva-Image sei unecht gewesen, sagte sie einmal selbstkritisch. «An einem gewissen Punkt habe ich angefangen, den Schein abzulegen und die Menschen damit zu konfrontieren, wer ich wirklich bin.»
Wie Summers Sprecher Brian Edwards bestätigte, starb die Sängerin an Krebs. Der Weltstar hatte das geheimgehalten und bis zuletzt an einem neuen Album gearbeitet.
dpa - Bild: Robert Vos (anp)