Sie ist die Pop-Queen und sie herrscht über das Pop-Königreich: Lady Gaga und Nordamerika haben die MTV Europe Music Awards 2011 dominiert. Vier Preise gab es am Sonntagabend für die 25-jährige US-Stilikone, auch alle anderen wichtigen Auszeichnungen gingen an Pop-Stars vom amerikanischen Kontinent.
Europäisch waren bei dieser Preisverleihung praktisch nur die Gastgeberstadt Belfast und die britische Rockgruppe Queen, die als globale Ikone geehrt wurde. Aber selbst bei deren Ehrenauftritt gab ein Amerikaner den Ton an.
Es kann nur eine geben
Die Dominanz von Lady Gaga bei Preisverleihungen wirkt mittlerweile fast schon unheimlich: Drei MTV EMAs räumte sie 2010 ab, diesmal vier. Bei den amerikanischen MTV Video Music Awards vor einem Jahr nahm sie sogar acht Trophäen mit nach Hause und beherrschte mit ihrem Fleischkleid tagelang die Schlagzeilen. 2011 brachte sie als Italo-Macho verkleidet die Massen zum Toben.
Und auch am Sonntagabend glänzte Stefani Germanotta wieder mit einem extravaganten Outfit: der Hut eine Art glänzende Satellitenschüssel, direkt vor das Gesicht gezogen, mit zwei Sehschlitzen für die Augen, das erste von mehreren Kleidern ein lila-glänzender Traum aus wagenradgroßen Stoffkreisen.
Beim Auftritt sitzt sie auf einem Mond - die Welt ist ihr eben nicht genug. Am Ende zeigt sie dann noch reichlich Po, doch zum Skandal taugt das nicht. Überhaupt gerät diese MTV-Show ungewöhnlich züchtig: die Outfits kleidsam, die Dekolletés gediegen. Auch Moderatorin Selena Gomez gibt sich bei ihren diversen Kleiderwechseln eher geschmackvoll-moderat.
Nackte Tatsachen
Nur einer fällt aus dem Rahmen: Beim Auftritt von US-Schauspielerin Hayden Panettiere, Ex-Freundin des Boxweltmeisters Wladimir Klitschko, stürmt ein Flitzer auf die Bühne und zeigt alles, was er hat. Ein Fake, natürlich, denn kein Sicherheitsmann rennt auf die Bühne, Panettiere tut zwar überrascht, hält dem jungen Nackten jedoch bereitwillig das Mikro zum Plausch hin - den 8000 Fans in der Belfaster Odyssey Arena gefällt's: Sie johlen und kreischen.
Kein Fake sind die Preise, die die Zuschauer des Musiksenders mit ihren 150 Millionen abgegebenen Online-Stimmen den Stars zukommen ließen: Weltkugeln mit einem darauf baumelnden MTV-Logo. Lady Gaga bekam ihre Trophäen als beste Künstlerin, für den besten Song und das beste Video (jeweils «Born This Way») sowie die größten Fans.
Justin, Bruno, Lena und die anderen
Der kanadische Teenieschwarm Justin Bieber (17) erhielt nach 2010 erneut zwei Preise - wieder als bester Künstler und zudem als bester Popstar. Der Hawaiianer Bruno Mars wurde zum besten Newcomer und zum besten von MTV gepushten Künstler gewählt.
Deutschlands Grand-Prix-Liebling Lena Meyer-Landrut hatte schon vor der Show zwei Preise sicher, als bester deutscher und bester europäischer Act - und so durfte sie noch auf den Preis in der Weltkategorie «World Wide Act» hoffen. Doch der ging weder an Lena noch an US-Konkurrentin Britney Spears, sondern an die südkoreanische Boyband Big Bang, die in Europa eher unbekannt sein dürfte.
The Show must go on
Für Queen nahmen die beiden Gründungsmitglieder Brian May und Roger Taylor den «Global Icon Award» entgegen - und durften sich am Ende noch mal richtig austoben: In einem Medley spielten sie einige große Hits wie «The Show Must Go On» oder «We Will Rock You».
Fast genau 20 Jahre nach dem Tod ihres legendären Frontmannes Freddie Mercury stand dabei ein 29-jähriger US-Sänger am Mikrofon. Adam Lambert, Zweiter der Castingshow «American Idol», wurde von den jüngeren Fans in der Halle und bei Twitter gefeiert. Für viele Zuschauer, die noch Freddie Mercury kennen und auch Paul Rodgers mit Queen erlebt haben, wirkte der Auftritt Lamberts im schwarzen Wave-Gothic-Outfit etwas gewöhnungsbedürftig.
Doch das trifft sowieso auf die gesamte über-zweistündige Show zu: Das permanente Kreischen überdrehter Teenies ist mittlerweile Standard, doch die auffallend vielen und sehr langen Werbepausen ließen am Fernseher kaum Stimmung an- und aufkommen.
dpa - Bilder: epa