"Ich hab mit neun angefangen zu schreiben und das Lustige ist: Meine Muttersprache ist Aserbaidschanisch, aber als ich angefangen habe, zu schreiben, war es plötzlich in der persischen Sprache, Farsi. Ich habe nie in meiner Muttersprache geschrieben, warum auch immer. Ich konnte meine Gefühle immer besser in Farsi äußern."
Als Kind schuf Sanaz sich zusammen mit ihrer Schwester aus Matratzen und Kissen ihre erste eigene Bühne. Später studierte sie Journalismus. Sie trat mit verschiedenen Formationen auf und veröffentlichte selbst verfasste Gedichte auf Persisch und in deutscher Übersetzung.
Kürzlich erschienen ist Ihr Soloalbum "Ancient". Präsentiert hat sie ihr jüngstes Repertoire schon in Kelmis und Raeren und während einer Matinée im Schlachthof in Eupen. Es sind Lieder auf Armenisch, Aserbaidschanisch, Persisch und Türkisch. Eine besondere Beziehung hat Sanaz zum ersten Lied, das sie für dieses Album aufgenommen hat. "Es geht um die Vergänglichkeit, die wir im Laufe des Lebens erleben. Alles ist vergänglich."
"Wenn ich die Ungerechtigkeit erlebe, dann sage ich dazu meine Meinung. Manche Sachen können auch politisch interpretiert werden, aber das ist nicht meine Absicht." Themen wie Rebellion, Fremdsein, Selbstbestimmung und Liebe beschäftigen Sanaz.
Beseelt von Freiheitsliebe nutzt sie als Künstlerin ihre Möglichkeiten, die Einhaltung von Menschenrechten einzufordern. "Besonders im Iran - nicht nur als ein freier Mensch, sondern dazu kommt auch der Begriff, eine freie Frau zu sein. Diese zwei wichtigen Punkte, ein freier Mensch und eine Frau, mit der vollen Weiblichkeit ein Leben zu führen, das war nicht leicht."
Auf den Iran blickt Sanaz auch heute noch, 15 Jahre nachdem sie ihr Land verlassen hat. Mit Interesse verfolgt sie die Proteste dort, die im vergangen Jahr eingesetzt haben. Sehnsuchtsvoll weiß sie aber auch die Schönheiten ihres alten Heimatlandes zu schätzen. So wie im Lied "Buye Khaneh" - "Duft der Heimat". "Es geht um eine positive Sehnsucht nach der Heimat. In dem Text erzähle ich all die versteckten Schönheiten - oder die Schönheiten, die ich in meiner Zeit im Iran immer ignoriert habe, weil ich mehr den Blick in eine andere, in eine negative Richtung hatte."
HR2 Kultur beschreibt Sanaz als leidenschaftliche Frau mit kritischem Geist, die leichtfüßig tänzelnd zwischen Melancholie und kraftvoller Energie changiert und in ihren Liedern das ausdrückt, was sie bewegt. Sie findet sich selber schon gleich im ersten Titel ihres Albums wieder.
Erleben kann man Sanaz am 29. April in Stolberg. Dann tritt sie zusammen mit ihrer Band im Wehebacher Hof auf.
Horst Senker