Die Tücken des Gender-Sternchens mit einem Lied auf die Schippe zu nehmen. Das bot sich für William Wahl geradezu an. Denn nicht nur die Musik, auch der Umgang mit Sprache ist seine große Stärke. "Das Lied 'Innenarchitekt*innen' ist eine humoristische, nicht ganz ernst gemeinte Sichtweise auf die Art und Weise, wie wir mit dem Gendern umgehen. Da gab es einige Steilvorlagen, die habe ich genutzt."
Der Titel stammt von seinem neuen Album "Nachts sind alle Tasten grau", das William Wahl im BRF-Künstlertreff vorstellt - sein drittes Solo-Album, das in eine neue Richtung geht. "Das erste Album ist eher eine Pop-Produktion gewesen mit Band, Streichquartett und opulenter Orchestrierung", erklärt der Musiker. "Jetzt seit drei, vier Jahren arbeite ich im Bereich Chanson, Klavierkabarett. Die letzten beiden und die aktuelle CD sind Produktionen, in denen es um Chansons geht, die ich alleine am Klavier singe."
Das Lied "Algorhythmus" ist beispielsweise eine kritische Auseinandersetzung mit dem Siegeszug des Digitalen. "Er weiß schon, was man tut, bevor man es selber weiß. Niemand muss mehr suchen nach dem nächsten Schritt, denn der Algorhythmus denkt ihn für uns mit", singt William Wahl in "Algorhythmus".
Solo unterwegs
"Ich versuche, die Themen vielschichtig zu behandeln. Wo etwas Tragisches ist, ist häufig auch Komisches mit drin", erklärt William Wahl. "Ich versuche so Themen zu verankern, die mir am Herzen liegen. Und darin habe ich mich auch entwickelt in den letzten Jahren."
Für seine Solo-Karriere wird William Wahl künftig mehr Zeit haben, denn die von ihm gegründete A-Cappella-Gruppe "Basta" geht dieses Jahr zum letzten Mal gemeinsam auf Tour. "Wir spielen noch bis Ende des Jahres und hören dann mit dem regulären Tourgeschäft nach 20 Jahren auf.", sagt der Sänger. "Wir werden uns noch treffen. Aber alle zwei Jahre ein neues Programm und eine neue CD, damit hören wir auf."
Doch erst einmal freut sich William Wahl auf die anstehenden Auftritte mit und ohne "Basta". Nach einer frustrierenden Zeit in der Corona-Pandemie ist der Künstler jetzt wieder zuversichtlich. "Wir touren fleißig und hoffen, dass die Regelungen zurückgenommen werden und die Leute mit weniger Angst in die Konzerte kommen, aber davon gehe ich auch gerade aus."
Michaela Brück