Er verkörperte den Parsifal ebenso wie das Phantom der Oper. Zwei Jahrzehnte stand Startenor Peter Hofmann im Rampenlicht auf den großen Bühnen der Welt, gefeiert wurde der sportliche blonde Hüne im Bayreuther Festspielhaus ebenso wie in Paris und London.
Nach den Höhen durchlitt er in den letzten Jahren die Tiefen des Lebens: Mehr und mehr geplagt durch eine Parkinson-Erkrankung, zog er sich in eine kleine Gemeinde in der Nähe von Bayreuth zurück. In der Nacht zum Dienstag ist Hofmann im Alter von 66 Jahren in einem Klinikum im oberfränkischen Selb gestorben, wie ein Freund der Familie der Nachrichtenagentur dpa bestätigte.
Wie kaum ein anderer Sänger wagte und schaffte Hofmann den Spagat zwischen klassischer Musik und Rock-, Pop- sowie Country-Musik. Nach seinem Gesangsstudium debütierte Hofmann 1972 als Tamino in Mozarts «Zauberflöte» in Lübeck. Zwei Jahre später sang er mit sensationellem Erfolg in Wuppertal den Siegmund in Richard Wagners «Walküre».
Das war sein Sprungbrett für Bayreuth und seine internationale Karriere. 1976 gab er den Siegmund in der legendären «Ring»-Inszenierung von Patrice Chéreau am Grünen Hügel in Bayreuth. Parallel dazu ging er als mit 32 Jahren jüngster Parsifal in die Festspielgeschichte ein. Bis 1988 sang der Heldentenor dort auch Lohengrin, Tristan und den Walther von Stolzing in den «Meistersingern von Nürnberg».
Rock Classics
1982 startete Hofmann mit seiner Platin-gekrönten LP «Rock Classics» seine zweite Karriere als einfühlsamer Popsänger. Er präsentierte seine eigene Show mit dem Titel «Hofmanns Träumereien» und tourte mit internationalen Rock-Hits, Elvis-Presley-Titeln, deutschsprachigen Songs und später auch Country-Musik durch Europa.
Zeitweise schien er aber auch schon Mitte der 80er Jahre an seine körperlichen Grenzen zu stoßen: In Bonn brach er die «Parsifal»-Premiere ab, in Bayreuth war er bei der «Tristan»-Premiere grippebedingt ohne Stimme, in New York sagte er seinen ersten Auftritt als Siegfried krankheitsbedingt ab.
Das Phantom
Noch einmal begeisterte Hofmann 1990/91 in rund 300 Vorstellungen in Hamburg in der Titelrolle des Musicals «Phantom der Oper», die ihm einen «Goldenen Löwen» einbrachte. 1992 tourte er erneut durch Deutschland. Mit seiner «Love-Me-Tender-Tour» zeigte er, dass Klassik und Rock vereinbar sind. Als Schauspieler wirkte er 1984 an der Seite von Richard Burton als Tristan-Sänger in der TV-Serie «Wagner» mit, 13 Jahre später als Old Firehand bei den Bad Segeberger Karl-May-Festspielen.
Die Krankheit
1999 bekannte er sich öffentlich zu seiner Parkinson-Erkrankung, startete aber dennoch mit Anna Maria Kaufmann eine Deutschland-Tournee mit Highlights aus Musical und Pop. «Parkinson. Diese Krankheit passt nicht zu mir. Diese Krankheit passt zu niemandem»: So überschrieb er sein Engagement für die Parkinson-Forschung, in der Hoffnung, dass die Schüttellähmung «schon bald niemandem mehr Grenzen setzen muss».
Seinen täglichen Kampf gegen die Krankheit beschrieb er mit den Worten: «Sie stört und zerstört. Sie setzt immer enger werdende Grenzen.» Hofmann wollte nie über die Krankheit definiert werden, sondern öffentlich sein Schicksal mit anderen Menschen teilen, ihnen neuen Mut und Zuversicht geben, sagt seine Biografin Marita Türschmann über den «Sänger aus Leidenschaft».
Hofmann hat aus erster Ehe zwei erwachsene Söhne. 1983 heiratete er die amerikanische Sängerin Deborah Sasson. Mit ihr lebte er auf einem Schloss in der Oberpfalz. Aufgrund seiner fortschreitenden Erkrankung gab er 2004 offiziell das Ende seiner Karriere bekannt. Am 31. März 2007 heiratete er seine neue Lebensgefährtin Sabine Zimmerer. Mit ihr hatte er eine kleine Tochter.
Manfred Präcklein (dpa) - Bild: epa