"Es ist das Abendlied von Josef Rheinberger. Da geht es um die Bibelstelle Lukas 24;29. Es geht darum, dass die Jünger nach der Auferstehung Jesu wieder begegnen und ihn dann bitten 'Herr, bleib bei uns, denn es will Abend werden!'" Die Erklärungen von Stephan Laschet, Präsident des Vokalensembles Cantabile, machen es deutlich: Das 'Abendlied' passt thematisch perfekt in die Osterzeit.
Für die Sängerinnen und Sänger des Chors war die Aufzeichnung eine willkommene Abwechslung. "Nach einem Jahr Zwangspause durch Corona im Chorleben haben wir uns gedacht, es wäre mal wieder an der Zeit, den Mitgliedern irgendetwas anzubieten, etwas auf die Beine zu stellen."
Ähnlich wie andere Chöre oder Musikvereine, bleibt dem Vokalensemble nichts Anderes übrig, als sich den aktuellen Einschränkungen anzupassen. "Wir haben einen kompletten Probestopp, treffen uns aber dennoch ab und zu im Videochat mit den Mitglieder, um über den Alltag zu sprechen und wie es uns geht, so dass der Kontakt bestehen bleibt", erklärt Stephan Laschet. "Aber geprobt haben wir jetzt quasi ein Jahr nicht mehr."
Diese Tatsache spiegelt sich auch in der Auswahl des Stückes wieder. Nicht nur die inhaltliche Seite, sondern auch das Praktische spielte eine wichtige Rolle. "Aufgrund der Tatsache, dass wir nicht proben können, musste es ein Stück sein, welches nicht zu kompliziert ist, welches die Mitglieder schon kennen und wo wir sagen konnten, selbst ohne Proben und nach einem Jahr Pause ist das Stück noch so in den Köpfen der Mitglieder vorhanden, dass wir das ohne Probleme in Eigenregie einstudieren und aufzeichnen können."
Digitale Chöre erfreuen sich seit Beginn der Pandemie und somit notgedrungen einer immer größeren Beliebtheit. Ob international oder national, selbst regional machten es beispielsweise die Harmonie Hergenrath oder aber der Musikverein Oudler vor.
Ausgangspunkt für das digitale Musizieren ist dabei immer der Dirigent. "Gerhard Sporken, unser musikalischer Leiter, hat das Stück in seinem Zimmer, im stillen Kämmerlein dirigiert. Er hat sich selber dabei aufgezeichnet mit dem Handy und ein Video erstellt", erzählt Laschet. "Das Video ist dann an alle Mitglieder versendet worden. So hat sich dann jedes einzelne Mitglied das Video vom Dirigent angesehen und sich dann parallel dazu mit dem Handy gefilmt, wo dann jeder seinen eigenen Part dann singt."
Es wird somit nicht mehr zusammen, sondern einzeln und nacheinander musiziert. Gut einen Monat dauerte es, bis alle Videos da waren. Doch mit dem Einsingen war die Arbeit noch nicht vorbei. "Als wir alle Videos hatten, wurden zuerst die Tonspuren extrahiert und zusammengefügt. Da verging auch nochmal eine gute Woche, ehe wir mal alle Anfänge und Enden so geschoben hatten, dass sie aufeinander passten. Dann ging es an die Videobearbeitung, die hat dann auch nochmal gut zwei Wochen gedauert."
Nun steht das Ergebnis pünktlich online zur Verfügung, sodass sich jeder selbst vom Endprodukt überzeugen kann. Und dadurch vielleicht ein wenig feierliche Osterstimmung mit nach Hause nimmt.
Andreas Lejeune