Die erste gemeinsame Probe nach drei Monaten - wenn auch nicht ganz vollständig: Um den Abstand von zwei Metern einzuhalten, proben Frauen und Männer getrennt. Zuerst sind die Damen dran. "Es ist schöner, wenn alle zusammen sind. Es fehlt halt auch etwas im Klang. Aber wenigstens können wir jetzt schon mal so proben", sagt eine Sängerin.
Die Freude und der Optimismus überwiegen aber - auch beim Chorleiter Rainer Hilger. "Eigentlich macht das sich noch ganz gut, dass wir beim Start die Gruppen trennen. Ich kann so mehr auf die einzelnen Stimmen eingehen. Es sind jetzt sowieso noch alles Lektüren. Wenn möglich werden wir dann alles im Juli zusammensetzen. Also so schlecht war das gar nicht, dass wir uns jetzt aufteilen mussten."
Nach vorne, nicht nach hinten schauen. Deswegen gibt's passend zum Neustart auch ein neues Repertoire. "Wir haben heute ein ganz neues Programm einstudiert", berichtet Hilger. "Wir haben nichts mehr übernommen von vor der Corona-Zeit, weil ich dachte, das sind alte Kamellen - und auch damit der Chor das Gefühl hat: Jetzt geht es in eine andere Richtung - auch vom Programm her."
Umziehen musste der Chor nicht. Die Mindesthöhe von dreieinhalb Meter ist im üblichen Probelokal gewährleistet. Nach dem ersten Durchgang muss der Raum aber gelüftet - und das Material desinfiziert werden.
Danach erscheinen die Männerstimmen - wenn auch nicht so zahlreich wie die Frauen. Auch sie müssen sich erst einmal - auf die neue Situation - einstimmen. Irgendwann wieder vor Publikum singen, bleibt noch Zukunftsmusik. "Es ist so, dass einige Konzerte natürlich ausgefallen sind, die wir vorbereitet hatten. Das waren drei bis vier im ersten Halbjahr", erklärt der Dirigent.
"Jetzt gibt es Anfang November ein Konzert, das wir singen möchten - aber das ist noch in Planung - und dann das Adventskonzert im Dezember. Und auch Ende Januar haben wir schon ein Konzert in Aussicht", so Hilger weiter. Bleibt zu hoffen, dass Corona dann nicht mehr den Ton angibt.
Raffaela Schaus