"Life on Mars", "This is not America", "All the Young Dudes", "The Man who sold the World" bis zum abschließenden "Heroes", sie sind alle da, die unvergessenen Hits des David Bowie, Bowie, jener Künstler, der sich wie nur wenige immer wieder neu erfand.
Mit dem Musical "Lazarus" und dem nahezu parallel erschienen Album "Blackstar" schuf er sein Vermächtnis. Für "Lazarus" arbeitete Bowie mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh zusammen. Ausgangspunkt des Stücks ist der Film "Der Mann der vom Himmel fiel", in dem Bowie 1976 die Hauptrolle des Thomas Newton spielte. Die perfekte Besetzung, denn Bowie schlüpfte ganz in die Haut des Außerirdischen, der auf die Erde kam, um für seinen Planeten das fehlende Wasser zu holen.
Thomas Newton ist dann auch die zentrale Figur im Musical "Lazarus", ein auf der Erde Gefangener, der nach Erlösung durch die Liebe sucht. Er wird gequält und innerlich zerrissen von Erinnerungen an die alte Liebe, gequält von Figuren, die sein Leben begleiteten. Sei es real oder in der Fantasie, das bleibt ständig in der Schwebe. Typisch Bowie möchte man sagen, er gibt vieles und doch nichts von sich preis.
Es sind manchmal rätselhafte Bilder. Aber eines spürt man durchgehend: David Bowie wusste, als er an dem Musical arbeitete, dass er wohl nicht mehr lange leben würde. Er hatte die Diagnose Krebs längst vorliegen.
Regisseur Christian von Treskow ließ sich von den Bühnen- und Kostümbildnerinnen Sandra Linde und Dorien Thomsen ein Halbrund bauen aus ockerfarbenen gepolsterten Wandpaneelen mit jeweils einer Tür und darüber spielt die im übrigen phantastische Band live die Songs. Schon rein musikalisch ist der Abend sehr gelungen.
Inmitten der Bühne steht - ein wenig erhöht - eine Art Patientenstuhl, hier sitzt meist Newton. Um ihn herum die Personen, die sein Leben mal begleiteten oder ihm jetzt nahe stehen. Einige Sängerinnen des insgesamt zehnköpfigen Ensembles schlüpfen in verschiedene Rollen, was das Ganze noch surrealer erscheinen lässt.
Im Zentrum stehen die 17 Songs, die vom Schauspielensemble erfreulich sicher gesungen werden. Nicht jeder Ton wird ganz sauber getroffen, aber es wird mit einer sich direkt aufs Publikum übertragenden Intensität gesungen und performt. Allen voran Benedikt Voellmy als Thomas Newton, in seiner Schlaksigkeit auch dem echten David Bowie nicht unähnlich.
Aus dem Ensemble hervorheben möchte ich Soetkin Elbers, die einzige ausgebildete Sängerin im Kreis der Schauspielerkollegen, zunächst als junges Mädchen, das mit wirrem Blick umherirrt, später als Marley, dann Nele Swanton, die in gleich drei Partien glänzt, und besonders Alexander Wanat als zynisch böser Valentine, der in einer Szene sogar akrobatisch auf einer Schaukel singen muss.
Zurecht gab es am Premierenabend lang anhaltende Standing Ovations für eine sehr gelungene Produktion. Bis zum 19. April steht "Lazarus" noch zwölf Mal auf dem Spielplan des Theaters Aachen.
Hans Reul