Patricia Louise Holte, wie die Sängerin Patti LaBelle mit richtigem Namen heißt, wurde am Freitag vor 75 Jahren in Philadelphia, im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren. Sie war noch ein Teenager, als sie Anfang der 1960er mit dem Frauenquartett "The Bluebelles" in den USA erfolgreich wurde. Aus der braven Soul-Gesangstruppe entwickelte sich dann in den 70er Jahren der frech-frivole Damen-Dreier "Labelle", der mit dem erotisch-knisternden Song "Lady Marmalade" einen großen Disco-Hit hatte.
"Es gibt viele Musiker, die schämen sich regelrecht für bestimmte Songs, die sie gemacht haben. Das ist bei mir anders", sagt Patti LaBelle. "Wenn ich zurückblicke, von meinen Anfängen mit den 'Bluebelles' bis heute, dann würde ich alles noch einmal so machen. Denn ohne die 'Bluebelles' hätte es 'Labelle' nicht gegeben und ohne "Labelle" nicht die Patti LaBelle von heute. Jeder Schritt, ob gut oder schlecht, war eine Weiterentwicklung und eine wichtige Erfahrung für mich. Ich habe jede Menge gelernt im Business."
Godmother of Soul
Als die Frauenband "Labelle" 1976 auseinander ging, startete Patti eine Solo-Karriere. Wegen ihrer markanten Stimme nannte man sie bald "Godmother of Soul". Sie selbst wollte sich aber nie auf einen Musikstil festlegen lassen. "Manche bezeichnen mich als Soul-Sängerin. Das ist ja auch gut, aber ich bin weit mehr als das. Ich mache Pop, Gospel, Jazz, Rock und Blues und passe daher in keine Schublade. Ich nenne mich daher am liebsten einfach nur: Sängerin."
1977 brachte die vielseitige Patti LaBelle ihr Solodebüt auf den Markt. Doch erst neun Jahre später, mit ihrem achten Album, gelang ihr der große Wurf. "Winner in you" erreichte Platz eins in den USA. Auch die Singleauskopplung "On my own", ein Duett mit ihrem Kollegen Michael McDonald, erreichte damals den Spitzenplatz in ihrer Heimat.
Zusammenarbeit mit Prince
Für ihr Album "Be Yourself" konnte sie dann sogar einen der erfolgreichsten Produzenten der US-Musikszene gewinnen: Prince. Die Songs "Yo Mister" und "Love 89", die Prince damals extra für Patti LaBelle geschrieben hatte, wurden auch in seinen berühmten Paisley-Park-Studios aufgenommen. "Bei der Arbeit im Studio nannte mich Prince in seiner zärtlichsten Stimme meistens Patti oder Labelle. Aber er sagte auch oft 'Yes Ma‘am' zu mir. Ich glaube, ich war so eine Art Mutterfigur für ihn", erinnert sich Patti LaBelle.
"Als wir mit den Aufnahmen der Songs fertig waren, schleppte er mich am ersten Abend in eine Disco, am nächsten Tag schmiss er eine Party für mich bei ihm zuhause in Paisley Park. Ich war todmüde, aber er war wirklich unermüdlich. In ihm steckte die Energie von zwanzig Männern. Ich glaube, er konnte eine ganze Woche ohne Schlaf auskommen. Und laufend hatte er neue und gute Ideen. Ich mochte ihn sehr."
"Kochen und Singen, das ist mein Sex!"
Die sympathische und in der Öffentlichkeit immer extravagant gekleidete Patti LaBelle liebt es zuhause eher bodenständig und gemütlich. Ihre große Leidenschaft gehört dem Kochen. Sogar wenn sie, wie momentan, auf US-Tournee ist, möchte sie auf ihre Pfannen und Töpfe nicht verzichten. "Wenn es auf Konzertreise geht, habe ich einen speziellen Tour-Bus. Da ist für mich eine Küche eingebaut. Einmal habe ich sogar während der Fahrt Hühnchen frittiert", sagt sie.
"Kochen ist für mich wie Sex. Und es ist für mich das Schönste zu sehen, wenn es jemandem schmeckt. Das gleiche befriedigende Gefühl habe ich, wenn ich auf der Bühne stehe und singe. Das ist für mich wie ein Höhepunkt. Kochen und Singen, das ist mein Sex!"
Alfried Schmitz