
Mit "Der Mann am Klavier" gelang Paul Kuhn 1954 der kommerzielle Durchbruch. Die Brauindustrie war mit Sicherheit glücklich über diesen bierseligen Hit. "Eine billigere, günstigere Werbung als ich da abgeliefert habe, haben die ja nie bekommen", so Kuhn.
Paul Kuhn produzierte fortan Schunkel- und Stimmungslieder wie am Fließband. Aber man täte ihm großes Unrecht, wenn man ihn nur auf seine Schlagerkarriere reduzierte. Paul Kuhn war ein fantastischer Pianist und er zählte zur deutschen Jazz-Elite.
Besonders wohl fühlte sich Paul Kuhn in seiner Rolle als Chef der SFB-Big Band, deren Leitung er Ende der 1960er Jahre erhielt, denn Jazz war seine Musik. "Ich habe ein Großteil meines Lebens die Musik machen dürfen, die ich ohnehin liebe: den Jazz, den Swing", sagt Kuhn.
Als kleiner Steppke spielte Paul Kuhn Akkordeon, wechselte dann zum Klavier und besuchte als reifer Teenager das Konservatorium in seiner Geburtsstadt Wiesbaden. Er haute in US-Soldaten-Clubs in die Tasten und trat beim amerikanischen Militärsender AFN auf.
Als die Ära der Fernsehshows begann, wurde Paul Kuhn zum gefragten musikalischen Dauergast, bekam mit "Pauls Party" sogar eine eigene Sendung und spielte in Unterhaltungsfilmen mit. Doch dann kam Anfang der 1980er der Absturz. Die SFB-Big Band wurde aufgelöst, Paul Kuhns Schallplattenfirma kündigte ihm den Vertrag und seine zweite Ehe ging in die Brüche. "Das alles auf einmal ist ein bisschen viel, doch letzten Endes war dieser Einschnitt innerhalb von ein paar Wochen vorbei, weil Peter Alexander ein neues Orchester für seine Tournee brauchte", erinnert sich Kuhn.
Und das hatte sich Paul Kuhn gerade wieder aufgebaut. Er wurde zum wahren Stehaufmännchen, heiratete zum dritten Mal, überstand einen Prozess wegen Steuerhinterziehung, zog mit seinen Kollegen Hugo Strasser und Max Greger ein Senioren Swing-Trio auf und frönte auch wieder seiner Leidenschaft dem Jazz.
2010 erhielt Paul Kuhn den Jazz-Echo für sein Lebenswerk. Obwohl ihm seine Gesundheit immer mehr zu schaffen machte, blieb er weiter aktiv und konnte sich sogar noch seinen Traum erfüllen und in Los Angeles ein vielbeachtetes Jazzalbum aufnehmen. Am 23. September 2013 starb der Vollblutmusiker während eines Kuraufenthaltes im hessischen Bald Wildungen.
Alfried Schmitz