1967 präsentierten nicht nur die "Beatles" auf ihrem legendären "Sgt. Pepper"-Album neue Sound-Ideen. Auch die "Rolling Stones" wollten neue Wege beschreiten und starteten Anfang Februar die Arbeit an einer neuen Langspielplatte. Mehr als acht Monate brauchten sie, bis sie ihr Album "Their Satanic Majesties Request" endlich fertig hatten. Veröffentlicht wurde es am 8. Dezember 1967, am Freitag vor genau 50 Jahren.
Viele werden sich damals verwundert die Ohren gerieben haben. Das sollen die "Rolling Stones" sein? Doch wie viele andere Musiker waren auch Mick Jagger & Co. vom Geist des Psychadelic-Rock inspiriert, als sie an den Songs ihrer sechsten Langspielplatte "Their Satanic Majesties Request" bastelten. Von Alkohol und Drogen umnebelt, experimentierten sie drauf los, was das Zeug hielt. Die Band befand sich in einem schwierigen Selbstfindungsprozess.
Und dann bekam Gitarrist Brian Jones auch noch Probleme mit der Polizei. "Brian Jones wird wegen Drogen gejagt. Andrew Loog Oldham, der bewährte Manager, der diese Band ja nun wirklich aus dem Nichts geformt hatte, wird weggejagt. Und jetzt müssen die Jungs irgendwie, in all diesen Krisensituationen - die haben eigentlich gar keine Lust zu arbeiten, die haben keine Lust zu spielen, die haben keinen Bock mehr, mit irgendeinem Establishment umzugehen - irgendwelche neuen Ideen zusammenkratzen. Und speziell Brian Jones ist jetzt derjenige, der viele neue Ideen ran schleppt. Er lernt auch das Mellotron kennen. Er kann plötzlich alles, was zu blasen, zu drücken, zu zupfen ist und macht das wirklich sehr gut. Wird aber gejagt von der Polizei, weiß nicht, wie das weitergeht. Tja, und in dieser Stimmung entsteht dieses Album", sagt der Bonner Musikwissenschaftler und Rockexperte Dr. Volkmar Kramarz.
Neue Instrumente, neue Ideen, aber auch neue Drogen. Es müssen chaotische Szenen gewesen sein, die sich damals in den Olympic Studios in der Londoner Church Road abspielten. Jeder der fünf Stones-Musiker kam wann er wollte und brachte dann auch noch jede Menge Freunde und vor allen Dingen Freundinnen mit. Als der langjährige Stones- Manager und Produzent Oldham genervt seinen Job kündigte, geriet alles total aus den Fugen.
Aus der Aufnahmesession wurde eine Dauerparty. Manche der Songs klingen nicht nur so, sie wurden wirklich im Drogen- und Alkohol-Rausch aufgenommen. Selbst Mick Jagger sagte später einmal über das Album, dass es jede Menge Schrott enthalte. Es wären einfach zu viele Drogen im Spiel gewesen und kein Produzent hätte ihnen gesagt, wo es lang gehen sollte, resümierte er.
Doch "Their Satanic Majesties Request" hat durchaus auch einige musikalische Höhepunkte zu bieten. "Bei diesem Stones-Album waren ein paar Sachen, die mich tief beeindruckten. Das war 'She’s a rainbow' oder '2000 Light Years from Home' mit dem Mellotron - tolle Sachen musikalisch, wirklich beeindruckend. Aber dann auch so ganz eigenartig 'Sing this all together'. Für meine Begriffe viel zu lang gestreckt. Dann 'In another Land', das nicht wirklich professionell in die Qualitätsebene der 'Rolling Stones' passt. Ich war sehr gemischt, als ich dieses Album damals hörte."
"Und heute höre ich es mit großer nostalgischer Freude. Dieses Album zieht Fazit aus Sicht der Stones: Wo sind wir jetzt in den 60ern angekommen und was haben wir alles erreicht, welche Sounds können wir jetzt alle machen, wo ist die Innovation? Jeden Tag etwas Neues zu entdecken ist ja ganz schön, aber jetzt müssen wir es auch in Songs packen. Und das ist der Versuch der Rolling Stones, das alles auszudrücken", sagt der Kramarz.
Alfried Schmitz