Seine raue, rauchige, vibrierende Stimme ist einzigartig in der Musikwelt und das weiß Roger Chapman auch: "I’m not Joe Cocker, I’m not Sting, I’m not this, I’m not that, I just sound like me."
Dass gerade jetzt die Kirchenglocken durchs offene Fenster läuten, findet Chapman wahnsinnig lustig und kommentiert diesen trefflichen Zufall mit seiner unnachahmlichen dreckigen Lache. „Chappo“, wie ihn seine Fans nennen, war schon mit 14, 15 vollkommen musikverrückt. Seine Jugend-Idole waren die Stars der damaligen Rock’n’Roll-Szene: Elvis Presley, Little Richard, Fats Domino.
Als Sänger verschiedener Amateurbands rockte der Teenager die Musik-Clubs seiner Heimatstadt Leicester. Mitte der 1960er wechselte Chapman mit den Rock-Bands „Family“ und „Streetwalkers“ ins Profilager und startete schließlich eine Solo-Karriere, die ihm die Freiheit gab, auch für andere Musiker tätig zu werden.
1979 war Roger Chapman vom britischen Musiker Mike Batt engagiert worden, um dessen Song „Run like the Wind“ aufzunehmen. Vier Jahre später brauchte dann auch der britische Soundbastler Mike Oldfield eine unverwechselbare Stimme.
Und auch diesmal enttäuschte Roger Chapman seinen Auftraggeber nicht. „Shadow on the Wall“ wurde Dank Chappos Stimme zum Hit und sein Auftraggeber Mike Oldfield war überglücklich, dass eines seiner Stück von einem leibhaftigen Rockshouter gesungen wurde.
"Was immer auch Michael für Musik geschaffen hat, ein Rock’n’Roller war er nie. Ich glaube, ich habe ihm damals so ein bisschen Rock’n’Roll eingehaucht", erinnert sich Chappo. Seine Stimme war damals in der Popszene hoch im Kurs. Doch letztendlich blieb Chapman dann doch lieber bei seiner Rockmusik treu und konnte damit vor allem in Deutschland eine große Fangemeinde um sich scharen.
Rock’n’Roll bezeichnet der Sänger als lebenswichtiges Adrenalin. Legendär sind natürlich Chappos Konzerte mit seiner Begleitband „The Shortlist“, bei denen er den wilden Rocker gab und gerne Tamburine auf der Bühne zertrümmerte. Manchmal waren die Objekte seiner Zerstörungswut aber auch etwas größer.
"Klar habe ich all die verrückten Sachen gemacht und auch während meiner Tourneen Fernsehgeräte aus den Hotelzimmern geworfen, habe mir den Kopf voll Drogen und Alkohol gepumpt. Ich habe das genossen, aber das waren andere Zeiten", gesteht der 75-Jährige. Zu seinem Geburtstag wird sich Chappo aber im Kreise seiner Familie und Freunde ein Gläschen erlauben.
Alfried Schmitz - Foto: dpa