Auch der BRF steht immer wieder und zuletzt häufig im Fokus der Kritik ("abhängig, gesteuert, auf Linie getrimmt" etc.). Was heißt das für den Belgischen Rundfunk? Wie geht die Redaktion des öffentlich-rechtlichen Mediums BRF damit um?
Wir möchten im Folgenden unsere journalistische Philosophie und Arbeitsweise durch einige grundsätzliche Anmerkungen erläutern:
- Wir fühlen uns dem für Berufsjournalisten in Belgien geltenden Ethos verpflichtet und handeln entsprechend. Unser Bestreben ist es von daher, unabhängig, korrekt und wahrheitsgetreu zu informieren und zu berichten.
- Wichtige Kriterien sind dabei - neben dem Bemühen um Aktualität in der Berichterstattung - Verständlichkeit, Gründlichkeit, Ausgewogenheit und Fairness. Über die neutrale Informationsvermittlung hinausgehende Beiträge - wie zum Beispiel der Kommentar - werden als solche gekennzeichnet.
- Wie auch immer geartete Versuche der externen Einflussnahme weisen wir laut Redaktionsrichtlinien zurück. In der Praxis heißt dies: Jedes Redaktionsmitglied ist einzig dem journalistischen Ehrenkodex verpflichtet. Tatsächlich haben solche Versuche von Einflussnahme aber absoluten Seltenheitswert.
- Innerhalb des Hauses gibt es eine bindende Übereinkunft: Weder Direktion noch Chefredaktion legen Meinungstendenzen fest – im Gegenteil. Jede Journalistin und jeder Journalist bleibt innerhalb des beschriebenen Rahmens völlig frei in Akzentuierung und Kommentierung. Gleichwohl gibt es innerhalb der Redaktion die einvernehmliche Haltung, über unterschiedliche Sichtweisen zu diskutieren und gemeinsame Linien zu suchen. Eine solche gemeinsame Linie besteht nicht selten darin, Kontroversen deutlich zu machen, indem das Für und Wider entsprechend dargestellt wird. Allerdings lautet die Maxime stets: Keine Toleranz gegenüber Intoleranz!
- Auf keinen Fall darf es sein, dass gesicherte Informationen aus weltanschaulichen, politischen, soziokulturellen oder strategischen Gründen verschwiegen werden. Gesicherte Information setzt allerdings seriöse Recherche voraus. Ein solches Vorgehen kann dazu führen, dass der Anspruch, schnell und aktuell zu sein, hinter dem Anspruch, richtig und wahrhaftig zu berichten, zurückstehen muss. Dies wiederum kann dazu führen, dass nicht immer sofort und unmittelbar berichtet wird, sondern mitunter erst zeitverzögert. Zusammengefasst: Fundierte Berichterstattung schließt in der Regel sogenannte Schnellschüsse und spekulative Beiträge aus.
- Die BRF-Redaktion ist sich der Begrenztheit personeller und finanzieller Mittel bewusst. Sie kann nicht alles leisten und muss deshalb - wie andere auch - nach journalistischen Maßstäben Schwerpunkte setzen und damit zwangsläufig täglich aus Hunderten von Themen selektieren. Wir nehmen dabei verantwortungsvoll den uns gestellten öffentlich-rechtlichen Auftrag wahr.
- Wir stehen zu unseren Ansprüchen und auch zu unseren Fehlern. Vor diesem Hintergrund möchten wir alle, Radiohörer, TV-Zuschauer und Internet-Nutzer, einladen, ihre Kritik an uns und an der Sache zu äußern. Dazu gibt es vielfältige Möglichkeiten: per Telefon, Mail oder Brief, aber natürlich auch über unsere Kommentarfunktion auf der BRF-Website. Es versteht sich dabei von selbst, dass wir die im Netz beschriebenen Kriterien vor Veröffentlichung anwenden. Dies kann dazu führen, dass wir uns zugesandte Kommentare nicht freigeben, etwa, wenn sie beleidigend, rassistisch, verleumderisch, volksverhetzend oder sachfremd sind.
Für die Redaktion Rudi Schroeder, Chefredakteur
Rudi Schroeder