Der 9. Juni 1950 gilt als die Geburtsstunde der ARD: An diesem Tag schlägt der Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), Adolf Grimme, den Vertretern der anderen öffentlichen Landesrundfunkanstalten auf einer Sitzung in Bremen die Bildung einer Dachgemeinschaft vor. Sie wird Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, kurz ARD, genannt. Die konstituierende Sitzung findet am 5. August statt, als erster Sender nimmt der NWDR am 27. November den Betrieb eines Versuchsprogramms auf.
In Erinnerungen schwelgen
Das sind die nüchternen Daten und Fakten. 60 Jahre ist die ARD jetzt alt und ist selbst ein Teil der deutschen Geschichte geworden. Ohne das "Erste" gäbe es keine Erinnerungen an Übertragungen alter Fußball-Weltmeisterschaften, an die Krönung von Queen Elizabeth II., an Hans-Joachim Kulenkampff, an Rudi Carrell, an "Bonanza" und "Dallas", an "Was bin ich?", an Loriot, an "Klimbim" und an "Kir Royal", es gäbe keinen "Tatort" und keine "Sportschau", keine "Tagesschau", "Tagesthemen" und "Lindenstraße". Namen und Begriffe, die das Publikum geprägt haben und ins Alltagsleben eingegangen sind.
Der Wandel
Daran kann auch der große Knick in der ARD-Popularität nichts ändern, der mit dem Aufkommen der Privatsender Mitte der 80er Jahre eintrat. ARD und ZDF, die die Fernsehzuschauer (mit Ausnahme der dritten ARD-Programme) alleine unter sich aufteilten, mussten sich in dieser Phase stärker werdender Konkurrenz erwehren. Doch immerhin gehören beide Sender auch heute noch neben RTL zu den Top drei der deutschen TV-Landschaft - auch wenn das junge Publikum sich lieber dem Privat-TV zuwendet.
Das Jubiläum
Die ARD feiert an diesem Donnerstag und Samstag (jeweils um 20.15 Uhr) in einer Doppelshow mit großen Namen nun ihr Jubiläum. Moderieren wird Reinhold Beckmann, der eigentlich schon vor einigen Jahren mit dem Ende der "Guinness Show" seinen Rücktritt als Showmaster erklärt hatte. Doch bei stark informationsgeprägten Sendungen - und die Show zum 60. Geburtstag fällt dann wohl in diese Kategorie - macht der 54-jährige Talkmaster und Sportreporter auch mal eine Ausnahme. Ihn selbst prägte in frühester Jugend die ARD, als er Serien wie "Lassie" oder "Am Fuß der blauen Berge" sah.
Bei Beckmann sind Prominente zu Gast, von denen die ARD sagt, dass sie ihren ersten TV-Auftritt auch im "Ersten" hatten: Iris Berben, Maria Furtwängler, auch Kai Pflaume, Eckart von Hirschhausen, Bastian Pastewka, Til Schweiger, Marius Müller-Westernhagen, Hape Kerkeling, Johannes B. Kerner und Anke Engelke - auch wenn vornehmlich die letzten drei in dieser Aufzählung wichtige Schritte ihrer Karriere beim Privat-TV machten. Auch zwei der ganz Großen im TV-Business, Günther Jauch und Thomas Gottschalk, sammelten ihre ersten TV-Erfahrungen mit den Sendungen "Rätselflug" und "Telespiele" in der ARD.
Für die Sendung hat sich die ARD eine Reihe kleiner Spielchen ausgedacht. Wimbledon-Held Boris Becker soll sich in einem "nervenaufreibenden Match" mit Jauch und Gottschalk im "Teletennis" messen, Entertainerin Barbara Schöneberger trifft auf ihren "Traummann", Käpt'n Blaubär, und erstmals sind die Kinder der Show-Legenden Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff und Rudi Carrell gemeinsam zu Gast in einer Sendung. Florian Silbereisen singt ein "Rudigramm" in Erinnerung an Rudi Carrell. Außerdem soll geklärt werden: Wer ist für die Zuschauer der beliebteste "Tatort"-Kommissar überhaupt?
mit Carsten Rave, dpa