Er ist eine Art öffentliche Telefonseelsorge: Seit 20 Jahren schütten Menschen dem Moderator Jürgen Domian Nacht für Nacht ihr Herz aus. Ob skurrile Sexpraktiken, schwere Straftaten oder schlimme Krankheiten: Kein Thema ist tabu.
Am 3. April 1995 ging "Domian" an den Start. Seitdem hatte der Nachttalker mehr als 20.000 Gesprächspartner in seiner Sendung, die im WDR-Radio 1Live und im WDR-Fernsehen läuft. Entsprechend groß war der Schreck für viele Fans, als Domian vor wenigen Wochen ankündigte, dass er Ende 2016 aufhören will.
"Die Nachtarbeit zehrt schon am mir", begründete der 57-Jährige seine Entscheidung kürzlich in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Köln. "Ich möchte auch mal wieder was vom Tag haben und einem normalen Lebensrhythmus nachgehen." Im Winter sitze er am späten Nachmittag sogar oft vor einem Lichttherapiegerät, um wenigstens etwas Helligkeit abzubekommen. Auch sein Sozialleben habe durch die Nachtarbeit gelitten. "Im Übrigen ist es ein guter Zeitpunkt aufzuhören, wenn es hervorragend läuft."
Zwar gibt es durchaus heitere Anrufe, etwa von Lottogewinnern, aber viele Menschen schildern Domian sehr traurige Erlebnisse. So geht es häufig um Tod, Krankheit oder sexuellen Missbrauch. "Wenn ich höre, was es für Schicksale gibt, erscheinen mir meine eigenen Probleme immer klein." Im Laufe der Jahre habe sich sein Menschenbild verschlechtert, "weil ich in Abgründe geschaut habe, die ich mir vorher nicht vorstellen konnte".
Ob und in welcher Form die Sendung ohne ihren Kultmoderator weitergeht, ist nach Angaben einer WDR-Sprecherin bislang nicht entschieden. Domian selbst weiß nach eigenen Worten noch nicht, was er dann machen wird. Er könne sich aber vorstellen, eine große Talkshow zu moderieren.
Das 20-jährige "Domian"-Jubiläum am Karfreitag feiert der Moderator übrigens nicht "live on air". Die Sendung macht bis zur Nacht vom 13./14. April Osterpause. Das nächste festgelegte Gesprächsthema (15./16. April) lautet dann "Gewalt".
dpa/km - Foto: WDR/Ludolf Dahmen
Bin seit etlichen Jahren "Domian-Fan". Möchte mich auch aus Belgien des Öftern bei ihm telefonisch zu Wort melden, GEHT ABER LEIDER NICHT!!!!! Grund: Der WDR bietet nur die freie 800 Nummer an, die allerdings aus Belgien nicht angewählt werden kann. So kann man aus meinem Heimatland z.B. nur per Mail ein Diskussionsthema anbieten und ist somit auf Gedeih und Verderb dem WDR-Personal und dessen Entscheidung ausgeliefert. Selbst war ich auch schon mal fast eine Stunde in der Warteschleife und wurde kurz vor Ende erfolglos abserviert, allerdings nicht unfreundlich.
Kritik an Domians-Einstellung zur katholischen Kirche und den vor Jahren erfolgten Missbrauchsskandalen wurden ihm von meiner Seite ihm zugemailt. Stellung bezogen diesbezüglich hat er nicht. Fand es halt unkorrekt, dass er nur die katholische Kirche in Misskredit zog obwohl auch in der Presse nachzulesen war, dass auch andere Würdenträger christlicher Konfessionen Ähnliches verübt hatten. Man darf annehmen, dass dies auch dem Domian bekannt war, er aber nur diese EINE Konfession verurteilte. Wenn mein Wissen stimmt, ist Domian vor vielen Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten
Liebe Angela Kerstges,
...in der Warteschleife gewesen ? Dann hat es wohl doch mal mit einem Anruf geklappt ? Schwer zu verstehen.
Dass auch andere "Würdenträger" - was für ein unfassbarer Begriff in diesem Zusammenhang - Kinder missbrauchen ist noch lange kein Grund, sich vor die katholische Kirche zu stellen, die zudem das Problem hat, sich als einzig wahre moralische Instanz aufzuspielen. Es gibt keine Gleichheit im Unrecht. Und wenn Domian tausendmal nur die KATHOLISCHE Kirche zur Rechenschaft zieht, ist das völlig in Ordnung.
Letztlich, was wollen Sie damit sagen, er sei aus der katholischen Kirche vor vielen Jahren ausgetreten ?! Soll das seine Kritik in Frage stellen ? Ich bin doch mehr als irritiert....oder auch nicht, eine zweitausend Jahre durchgeführte Gehirnwäsche ist in wenigen Jahren eben nicht rückgängig zu machen - trotz Aufklärung an allen Orten.
Ich bin auch nicht immer einer Meinung mit den Ansichten Domians.....aber was seine Kritik an den unfassbaren Taten von Priestern und Bischhöfen angeht kann ich ihm nur zustimmen.
P.S. Ich habe gerade nochmal Freunde befragt.....Domian hat durchaus nicht nur an der katholischen Kirche Kritik geübt, somdern explizit auch die anderen Missbrauchenden vorgeführt.
Frau Kerstges, sollte man in Ihrem Falle nicht von "erfolgreich abserviert" reden?
Der Sendetermin war mir meist zu spät; aber ich fand, dass er sich um die Anfragen bemüht hat. Ein freundlicher Zeitgenosse!
Frau Kerstges, da gebe ich Ihnen Recht. Es ist in Deutschland (und vielleicht auch darüber hinaus) momentan sehr in Mode die katholische Kirche pauschal zu kritisieren ohne dies im Verhältnis zu anderen Institutionen zu sehen. Neben den anderen christlichen Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften sind da z.B. etliche Sportvereine in denen Missbrauch passiert ist. Der einseitige Fingerzeig auf die katholische Kirche (in denen weniger als 1 Prozent der Missbrauchsfälle passieren) hat - zumindest aus dem linkspolitischen Milieu - etwas Absurdes; denn es waren Politiker der GRÜNEN, die im Westdeutschland der 1980er die Straffreiheit für sexuelle Handlungen mit Kindern forderten.
Ich möchte die katholische Kirche, der ich selber nahe stehe und deswegen auch nicht ganz objektiv sein kann, nicht freisprechen von Versagen und Fehlentscheidungen. Aber diese Einseitigkeit in der Kritik und im Feindbild stört mich schon seit einiger Zeit sehr arg!
@Max Hertz, ich muss noch klarstellen, dass ich zur damaligen Zeit NICHT selbst telefonisch zum WDR durchgekommen bin, diesen nur per Mail erreicht hatte und damals hatte man mich, oh Wunder!! tatsächlich zurückgerufen, das war die Warteschleife, die ich erwähnt hatte.
Werde weiterhin Domian-Fan bleiben, da er sehr vielen Menschen hilft, sicher auch teils erfolgreich, das darf annehmen, so meine Meinung.
Wieso ich ihn in Zusammenhang mit seiner Bewertung, katholische Kirche kritisiere? Bin der Meinung, er hat diesbezüglich subjektiv reagiert. Bin mir auch im klaren, dass ich damit rechnen muss, hier im Netz "abgeschossen" zu werden, nehme es in Kauf, kann ich ertragen!
Mit der Kirche ist es wie mit den Banken.....es gibt keine Auseinandersetzung mit sich selbst, da kann der Missbrauch noch so gross sein. Und solange die Schäfchen seinen Hirten treu hinterherdackeln, braucht man sich ja auch nicht um die eigenen Defizite kümmern....die Kirchenfürsten aller Religionen lachen sich seit Jahrhunderten schlapp über das dämliche Volk, dass ihnen hinterherläuft, gleich was sie tun. Die Angebote der Kirche an die Missbrauchsopfer sind ein weiterer demütigender Höhepunkt. Da werden wenige tausend Euro dafür angeboten, dass ein ganzes Leben verpfuscht wurde. Und jetzt kommt auch noch Dutroux Exfrau auf freien Fuss - wo ist die Stimme der Kirche dazu ?
@Marx Herz, "die Kirchenfürste lachen sich seit...." Nee, nee Herr Herz, seit Jahrhunderten sollen die Kirchenfürste sich "schlapp" und "dämlich" lachen. Ein ganz klares NEIN! Und zwar aus mehrere Gründen, woher nehmen Sie sich Ihre Weisheit? Dann liefern Sie mal bitte Beweise!! Klar, auch bei den "Kirchenfürsten" wie Sie es nennen, gibt es schwarze Schafe, haben diese ja auch zugegeben, allerdings können Sie nicht verallgemeinern!!
Was die Angebote hinsichtlich der Missbrauchsopfer angeht, in finanzieller Hinsicht mag es stimmen, dass zu wenig geschah, auch das kann ich nicht beurteilen, sehr wohl stimme ich Ihnen zu, dass hier und da ein "Kirchenoberer" sich krampfhaft bemüht hat, "unterm Teppich zu kehren", das gibt Ihnen aber nicht das Recht, die gesamte Kirche zu verurteilen, mag diese nun katholisch oder sonst einer Konfession sein
Herr Herz, die Freilassung von (Ex-)Frau Dutroux ist einzig und allein eine Angelegenheit des belgischen Staates, aber nicht der katholische Kirche.
Würde sich die Kirche zu Freilassungen äußern, würde es Sturm der Entrüstung geben, dass sie sich in die staatliche Justiz einmische und wir doch nicht mehr im Kirchenstaat lebten... Sie kann es nur falsch machen!
Ich habe durchaus Mitleid mit den Opfern durch sexuellen Missbrauch. Aber abgesehen davon, dass es keine noch so hohe geldliche Wiedergutmachung ein solches Verbrechen entschädigen kann, finde ich bis zu 25.000 EUR Entschädigung nun auch nicht unterirdisch. Wie gesagt: Man kann es nicht entschädigen, sondern nur um Entschuldigung bitten, ein symbolisches Schmerzensgeld zahlen und in Hl. Messen für die Opfer knien.
Und dass das Volk der kath. Kirche 'hinterherdackelt' kann ich nun wahrlich erkennen. Die Kirchenaustrittswelle hält unvermindert an und auch die Zahlen der sonntäglichen Messbesucher nimmt Jahr für Jahr ab. Gingen 1967 noch 42,9% der belgischen Katholiken in die Sonntagsmessen, waren es 1998 11,2% und 2009 5%. Von treuem Hinterherlaufen kann ich da nichts erkennen - eher von einer schnellen Entkirchlichung innerhalb einer Generation.
ist schon richtig, Herr Elnakhal, haben Sie irgendwie eine Meinung, worauf diese Kirchenaustritte zurückzuführen sind? Ist es nur Faulheit bzw. Bequemlichkeit? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen! Bedenkt man wie der "Protzbischof" von Limburg seinen luxuriösen Alltag auf Kirchen/Spenden - oder Sonstwas-Kosten leben konnte! Hier ist die Frage nach einer Kontrolle berechtigt. Wie war das nur möglich? Wie werden/wurden damals die kirchlichen finanziellen Mittel verwaltet? Ich bin der Meinung, hier darf ruhig das Adjektiv "unsorgfältig" verwendet werden. Wenn dem so war, dann ist auch ein Teil der Kirchenaustritte nachvollziehbar.
Doch gibt es noch andere Gründe, die zu den Kirchenaustritten führen könnten, als die bisher Genannten?
Auch im Vatikan ging nicht immer alles mit korrekten Dingen zu, leider! Das konnte nicht gut gehen, bzw. nicht ohne Folgen bleiben. Wir=die Menschheit sind nun seit langem ein aufgeklärtes Volk; Missbrauch sei er finanzieller oder sonstiger Art konnte lange verheimlicht werden aufgrund mangelnder Öffentlichkeitskontakte, doch jetzt im Zeitalter der ungeheuren technischen Möglichkeiten lässt sich nichts mehr verheimlichen, Papst Franziskus hat das begriffen und das ist gut so!
Eine Diskussion über die Kirche war von mir hier nicht beabsichtigt, ist ohnehin nicht sinnbringend.
Aber ich danke dem BRF, dass er offenbar viel toleranter als zum Beispiel facebook ist, die ja Beiträge von Domian löschten, da er sich in ihnen u.a. gegen die Kirche gewendet hatte. Ein Lob für das hier herrschende Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit !