Als Gendarm von Saint-Tropez, der Nudisten jagt, oder als Kommissar Juve, dem der Masken-Verbrecher "Fantomas" immer wieder entkommt: Frankreichs Starkomiker Louis de Funès strapazierte jahrzehntelang die Lachmuskeln des Kinopublikums.
Vor hundert Jahren (31. Juli 1914) kam der Filmstar als Louis Germain David de Funès de Galarza in Courbevoie bei Paris zur Welt. Sein Vater war ein aus Spanien emigrierter Rechtsanwalt und bankrotter Diamantenhändler.
Lange Zeit wurde der quirlige de Funès, der ein guter Jazz-Pianist war, im Filmgeschäft nur mit Nebenrollen besetzt. Erst nach langer Durststrecke - er hatte auch als Dekorateur, Hilfsbuchhalter und Kürschner gejobbt und sein Schauspielstudium als Bar-Pianist finanziert - setzte er sich international als Kinostar durch.
Fans sehen in dem Mann von nur etwas über 1,60 Meter Körpergröße einen überragenden Künstler, mancher findet den kleinen Franzosen dagegen bloß albern.
Spätestens seit er am 27. Januar 1983 mit erst 68 Jahren nach mehreren Herzinfarkten starb, sind die Filme des Slapstick- und Grimassen-Meisters zu Fernseh-Hits geworden. "Seine Interpretation dessen, was die Menschen - unter der Oberfläche der Wörter - empfinden und verstehen können, ist schlicht und ergreifend meisterhaft", schrieb die Verhaltensforscherin Jane Goodall in ihrem Vorwort für die Biografie "Der Querkopf" der Söhne Patrick und Olivier de Funès.
Der Komiker wirkte in etwa 100 Filmen mit. Klassiker sind nur einige Dutzend davon geworden. Zu seinen größten Erfolgen zählten in den 60er und 70er Jahren der Weltkriegsfilm "Die große Sause" beziehungsweise "Drei Bruchpiloten in Paris" (La grande vadrouille) oder aber die Komödie "Camouflage" über einen Drehbuchautoren mit echter Leiche unterm Garten-Pavillon.
Nach einem ersten Herzinfarkt 1975 stand de Funès rasch wieder vor der Kamera. In "Brust oder Keule" (L'aile ou la cuisse) mimte er beispielsweise - in Anlehnung an die Michelin-Tester - einen gefürchteten Gourmet und Restaurant-Kritiker namens Charles Duchemin, der sich mit dem Fastfood-Fabrikanten Jacques Tricatel anlegt. Als eine seiner letzten Rollen erfüllte er sich den Traum, den Harpagon in der Molière-Verfilmung "Der Geizige" (L'Avare - "Louis, der Geizkragen") zu spielen.
Privat war der Komiker, der meist als konservativer Patriarch und Choleriker brillierte, ein eher ruhiger Familienmensch. Er hielt sich vom Jetset und von der Politik fern, auch wenn er Einladungen der Präsidenten Charles de Gaulle, Georges Pompidou oder Valéry Giscard d'Estaing in den Pariser Elysée-Palast annahm und einmal sogar Giscard d'Estaing im Wahlkampf unterstützte.
Letzten Endes war er aber weder rechts noch links, auch wenn seine Filme oft übertrieben konservative Werte oder Dummheiten wie Rassismus und Antisemitismus bloßstellen und der Lächerlichkeit preisgeben, etwa "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" (Les Aventures de Rabbi Jacob), in dem er einen judenfeindlichen Unternehmer spielt, der wider Willen zum Rabbiner wird. Den 1981 an die Macht gekommenen Sozialisten François Mitterrand hielt der Komiker übrigens für arrogant, wie seine Söhne schreiben. Sie zitieren ihn auch mit den Worten: "Die Politiker denken an nichts anderes als an die Macht! Sie bekommen gar nichts mit von der Schönheit um sie herum, vom Flieder, den Rosen, den Schmetterlingen."
In zweiter Ehe war Louis de Funès mit Jeanne Barthélemy de Maupassant verheiratet, einer Großnichte des Schriftstellers Guy de Maupassant (1850-1893). Von der Familie seiner Frau erwarb er einst auch das Loire-Schloss Château de Clermont in Le Cellier bei Nantes. Dort liebte er es, Rosen zu züchten und seinen Park als Vogelschutzgebiet zu pflegen. Seit kurzem ist als Erinnerung in einem Anbau des Schlosses ein kleines Louis-de-Funès-Museum untergebracht.
dpa/km - Bild: macault/epa