Vor gut einem Jahr starb Margaret Thatcher im Alter von 87 Jahren. Im Gedächtnis der Briten hat die ehemalige Premierministerin ihren festen Platz. Die Meinungen über sie driften aber weit auseinander.
Allein schon die Ankündigung der Verfilmung ihres Lebens mit Hollywood-Star Meryl Streep in der Hauptrolle löste in England Diskussionen aus. "Die Eiserne Lady" ist jetzt als TV-Premiere an diesem Montag (20.15 Uhr) im "Ersten" zu sehen.
Bereits Monate vor dem Kinostart wurde im Vereinigten Königreich über "Die Eiserne Lady" diskutiert. Die Urteile reichten schließlich von "flach" über "respektlos" bis hin zu "brillant". Einig waren sich die meisten Kritiker nur in einem: Meryl Streep legt eine atemberaubende Darstellung hin. Nur folgerichtig, dass sie dafür den Oscar und Golden Globe als beste Hauptdarstellerin gewann. 115 Millionen Dollar spielte der Film in den Kinos ein - aus wirtschaftlicher Sicht ein großer Erfolg.
Die Macher dürften erwartet haben, Kontroversen auszulösen - und das nicht nur wegen der generell gespaltenen Meinung zu der konservativen Tory-Politikerin. Denn statt eine vor allem politische Biografie zu erzählen, die den Fokus auf die Zeitgeschichte lenkt, haben sie sich für einen sehr persönlichen Ansatz entschieden.
Ausgangspunkt ist Thatchers Demenzerkrankung, über die ihre Tochter Carol 2009 ein Buch herausbrachte. Darin berichtete sie, dass ihre Mutter an schlechten Tagen manchmal denke, sie sei weiterhin Premierministerin und ihr 2003 gestorbener Ehemann Denis lebe noch. Szenen über die heutige Zerbrechlichkeit der einst für ihren scharfen Verstand und stählernen Willen bekannten Politikerin sind Ausgangspunkt für Rückblicke, in denen die politische Karriere der Kaufmanns-Tochter dargestellt wird.
Als junge Frau sieht sie ihren eigenen Vater über die Vorteile einer freien Marktwirtschaft und die Eigenverantwortung jedes Einzelnen sprechen. Sie erlebt den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach, arbeitet selber im Geschäft mit. Ihr fleißiges Lernen bringt ihr einen Studienplatz in Oxford. Und mit wahrlich eisernem Durchhaltevermögen klettert sie in der Männerwelt der Politik für die Konservativen immer weiter nach oben. Parallel dazu heiratet sie und zieht zwei Kinder groß.
Nicht immer in historisch korrekter Reihenfolge wird ihre Zeit in Downing Street Nummer 10 nachgezeichnet - die Straßenschlachten, die sie mit ihrer harten Sparpolitik auslöst, ihr Kampf gegen die Gewerkschaften, der Falklandkrieg. Am Ende klammert sie sich an die Macht, wird aber von Parteikollegen gestürzt.
Die wichtigsten Ereignisse aus Thatchers politischem Leben sind alle da in "Die Eiserne Lady". Dennoch hat man am Ende des Films nicht unbedingt das Gefühl, besonders viel über die Politikerin Thatcher erfahren zu haben. Wo lag ihr Antrieb? Wie fühlte es sich an, als die Menschen auf der Straße starben und ihr Hassparolen entgegen schlugen? Warum tat sie das, was sie tat? Und wie vereinbarte sie ihren Beruf und ihr Privatleben, den Frust ihrer Kinder und ihres Mannes?
Thatchers Familie lehnte eine Einladung zur Vorführung des Films im Zuge des Kinostarts ab, sagte Regisseurin Phyllida Lloyd ("Mamma Mia!"). Sie habe weder vor noch nach den Dreharbeiten mit jemandem von den Thatchers sprechen können. Wirklich erwartet habe sie das aber eigentlich auch nicht, erklärte sie: Sie könne verstehen, warum sich die Familie von einem Film über die "Eiserne Lady" distanziert habe.
dpa - Bild: ARD Degeto/Pathé/Film4