Im Jahr 2012 sollte eine zwei Kilometer lange Wasserleitung um die belgische Stadt Mesen verlegt werden. Bevor die Bagger kamen, durchsuchten die Archäologen das Erdreich. Denn Mesen gehörte zu den blutigsten Schauplätzen des Ersten Weltkrieges. In den Schützengräben hatten sich britische und deutsche Soldaten fast drei Jahre lang gegenübergelegen.
Die freigelegten Gräben sind zweifelsohne die besterhaltenen dieses Krieges. Es wurden Bunker und Tunnel gefunden, die sich unter dem gesamten Schlachtfeld hindurchzogen. Da die Munitionsreste im Boden teilweise noch scharf waren, arbeitete das Archäologenteam mit einem Minensuchtrupp des Militärs zusammen, und sogar die Bagger waren gepanzert.
Nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche fand man Hunderte von Kugeln sowie nicht explodierte Giftgasbomben. In einem Schrank, der fast 100 Jahre ungeöffnet geblieben war, lagerten große Mengen noch scharfer deutscher Handgranaten. Aber es fanden sich auch Briefe, Kleidungsreste, Geldbörsen und andere Dinge, die den Soldaten gehörten, die hier ihr Leben ließen. Diese archäologischen Funde sind die beredten Zeugen einer der größten Offensiven des Ersten Weltkrieges, der Schlacht von Mesen.
Anhand archäologischer Funde und unter Einbeziehung von Computerbildern, Archivmaterial und Experteninterviews zeichnet die zweiteilige Dokumentation (Teil eins am 9. November, 20:15 Uhr) die Schlachten von Mesen und darüber hinaus die Geschehnisse des Ersten Weltkrieges nach. Acht Monate lang begleitete ein internationales Filmteam die umfangreichsten archäologischen Grabungen, die jemals auf Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges durchgeführt wurden.
Der zweite Teil der Dokumentation (9. November, 21:05 Uhr) zeigt, wie das Grabungsteam in einem gefluteten Stollen nach Überresten dieses unterirdischen Schlachtfelds sucht, auf dem innerhalb einer Nacht 19 Minen unter den deutschen Stellungen gesprengt wurden und als Folge einer gigantischen Explosion binnen Sekunden 10.000 deutsche Soldaten den Tod fanden. Die beiden Teile werden am Sonntag ab 14:10 Uhr wiederholt.
Hintergrund
In Mesen arbeiten Mitarbeiter der Kampfmittelräumdienste gemeinsam mit Archäologen an einer der umfangreichsten Ausgrabungsstätten des Ersten Weltkrieges. Noch heute, beinahe 100 Jahre danach, ist das Erdreich mit scharfen Bomben, Granaten und Munition durchsetzt, aber auch mit zahlreichen Gegenständen, die den hier kämpfenden Soldaten gehörten.
Mesen war von 1914 bis 1918 Schauplatz ununterbrochener Kämpfe zwischen den Truppen der Entente-Mächte und der deutschen Armee und zählte zu den blutigsten Schlachtfeldern der damaligen Westfront. 1914 wurde hier die britische Stellung von deutschen Truppen eingenommen, darunter befand sich auch der junge Gefreite Adolf Hitler. Fast drei Jahre lang führten die feindlichen Lager einen erbitterten Grabenkrieg.
Die nun von Archäologen freigelegten Schützengräben zeugen von den unerbittlichen Gefechten und dem Alltag der Soldaten. In den Schützengräben lagen Soldaten fast aller kriegführenden Staaten, darunter Briten, Franzosen, Deutsche, Kanadier, Neuseeländer und Südafrikaner.
In diesem Teil Belgiens, der bis zum Juni 1917 die Westfront markierte, trugen die Alliierten nach empfindlichen Niederlagen letztlich durch die Sprengung der 19 Minen unter deutschen Stellungen einen entscheidenden Sieg davon.
arte/km - Bilder: ARTE France / © 360 Production