Angesichts massiver Verluste sei «keine Perspektive der Fortführung des Unternehmens mehr erkennbar», teilten die Eigentümer mit. Ziel sei es, zunächst den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Die Gehälter der Mitarbeiter seien bis Ende Januar 2013 durch das Insolvenzgeld abgesichert.
Die Belegschaft wurde am Nachmittag informiert. Die Geschäftsführung dankte den Mitarbeitern für ihre Veränderungsbereitschaft in den vergangenen Jahren und auch dafür, dass sie mit Gehaltsverzicht zum Versuch beigetragen hatten, die Zeitung zu retten. Die Auflage der Zeitung, die 1945 gegründet wurde, war von 190.000 im Jahr 2001 auf zuletzt 118.000 gesunken.
Geschockt sind nicht nur die Mitarbeiter und die Abonnenten. Der Schreck fährt auch der Zeitungsbranche in die Glieder, die um ihr Geschäftsmodell kämpft und aus deren Mitte nun einer der traditionsreichsten Titel zu verschwinden droht. Denn die «FR» war eine Institution, aus der alten Bundesrepublik ebenso wenig wegzudenken wie das Bonner Regierungsviertel oder der Postminister.
Wobei die «Frankfurter Rundschau» zugleich ein Gegenpol war, der den anderen Institutionen Dampf machte: Kritisch, intellektuell, eine Stimme des linksliberalen Bürgertums. In der Medienliga spielte sie auf Ballhöhe mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», der «Süddeutschen Zeitung», der «Welt», der «taz». Und nun könnte sie untergehen? Ist sie nur das erste prominente Opfer der Zeitungskrise in Deutschland, dem noch andere folgen könnten? Oder ist das drohende Ende die Folge einer «FR»-Krise, die kein Menetekel für alle ist?
dpa/est - Bild: John MacDougall (afp)