Der Ritterschlag kam mit den Dire Straits. In «Money for Nothing» flötete 1985 Sting «I want my MTV», und dann lästerte Mark Knopfler ein ganzes Lied über die Musiksender, die die ganze Bandszene bestimmen würden.
DIE Musiksender? Zu der Zeit gab es doch eigentlich nur einen, und der kam im Text ja auch dauernd vor: MTV hat die Achtziger geprägt und die Neunziger regiert. Im dritten Jahrzehnt war die Krone weg, doch MTV ist noch da. Irgendwie. Am 1. August wird das Stück Popkultur 30.
Angefangen hatte alles mit Michael Nesmith, dem Ex-Sänger der «Monkees». Der bemerkte auf einer Plattentournee in Australien den Vorteil der Musikvideos: Die Bands müssen für Fernsehshows nicht bei den Sendern sein und können sich weit besser in Szene setzen als in den Studios.
Die Idee traf auf Gegenliebe bei der Musikindustrie, die - wie sich herausstellte völlig zu Recht - einen neuen Markt witterte. Und nicht zuletzt boomten damals gerade die Kabelkanäle in den USA. Nachschub musste her - warum nicht ein Sender nur mit Musikvideos?
Video killed the radio star
Es war dann ausgerechnet «Video Killed the Radio Star», das am 1. August 1981 als erstes MTV-Video über den Sender ging. Doch so viele Killervideos waren noch gar nicht da. Nicht einmal 170 Kassetten standen damals im MTV-Regal, fast jedes fünfte dabei allein von Rod Stewart. Doch jeder wollte es: Die Musiker, die Plattenfirmen, die Sender - und auch die Zuschauer. Der Musikvideomarkt wuchs nicht, er explodierte.
Die Veröffentlichung des Videos wurde bald ebenso wichtig wie die des Liedes. Der Erfolg von Michael Jackson, Madonna oder unzähliger Eintagsfliegen wäre ohne die Minutenclips kaum denkbar. Und eine ganz neue Kunstrichtung entstand. So schuf Regisseur John Landis («Blues Brothers») für Jacksons «Thriller» das vielleicht einflussreichste Popvideo der Musikgeschichte. Duran Duran verfeuerten für «Wild Boys» mehr als eine Million Dollar.
MTV wurde zu einem Symbol der Popkultur. Wer die Jugend erreichen wollte, musste auf den quietschbunten Kanal mit den schnellen Schnitten und der verwackelten Kamera. Die Discjockeys, pardon Videojockeys, wurden in den Neunzigern zu Stars.
Doch das Medium war nicht nur schnell, sondern auch schnelllebig. Musik allein reichte nicht, MTV zeigte immer mehr Filmchen und dann ganze Serien. Heute mag der Kanal jugendlicher als andere wirken, ein Musiksender ist er nicht mehr. Folglich verschwand im letzten Jahr auch das «Music Television» aus dem Logo.
dpa - Bild: Shaan Kokin (epa)