Die Demokratische Republik Kongo ist ein zerrissenes Land. Bürgerkriege, die brutale Unterdrückung der Bevölkerung und die diktatorischen Gewaltherrschaften der vergangenen Jahrzehnte haben das zentralafrikanische Land trotz seiner reichen Rohstoffvorkommen zum Armenhaus der Welt gemacht.
Die ersten freien Wahlen seit über 40 Jahren brachten im Jahr 2006 ganz leichte Entspannung, dennoch ist vor allem der Osten des Landes von andauernden Kämpfen betroffen. Dieser Konflikt ist für europäische Zeitungsleser und Fernsehzuschauer meist weit weg, doch in Wirklichkeit ist er viel näher als man denkt, wie eine ARD-Dokumentation an diesem Mittwoch (4. April, 23:30 Uhr) zeigt.
"Die Kriegstreiber von nebenan - wie der Krieg im Kongo von Deutschland aus gesteuert wurde" heißt der 45-minütige Film der SWR-Journalistin Susanne Babila. Sie beschreibt, wie der ruandische Rebellenführer Ignace Murwanashyaka von seinem Wohnort Mannheim aus den Krieg im Osten Kongos gesteuert haben soll. Per Laptop und Handy habe der Präsident der Hutu-Miliz FDLR die Rebellen im Grenzgebiet zu Ruanda gesteuert, sie zu Mord und Terror angetrieben.
Ende 2009 wurde er zusammen mit seinem Stellvertreter Straton M. verhaftet. Der Bundesgerichtshof wirft dem Milizenchef Verbrechen gegen die Menschlichkeit und andere Kriegsverbrechen vor, der Prozess soll in diesem Jahr vor dem Oberlandesgericht Stuttgart beginnen. Beide Männer lebten jahrelang unauffällig in Mannheim beziehungsweise im schwäbischen Neuffen als "nette Nachbarn", wie die ARD schreibt. "Doch hinter der biederen Fassade verbergen sich Rädelsführer eines Besatzungsregimes, die mit Plünderung, sexualisierten Gewalttaten und Hinrichtungen ihre Macht im Ostkongo zu sichern versuchten".
In der Dokumentation sprechen die Opfer dieses Terrors: Kindersoldaten, vergewaltige Mädchen und ehemalige Söldner der Rebellentruppe, die den Milizenchef getroffen haben. Die Autorin fragt zudem, warum deutsche Behörden nicht früher auf die Hintermänner des Terrors aufmerksam geworden sind, und zeigt auch auf, dass der deutsche Verbraucher unwissentlich diesen Mord und Totschlag mitfinanziert. Die Rebellen finanzierten ihren Kampf vor allem mit den Rohstoffen aus dem Kriegsgebiet: Gold, Zinn und das Erz Coltan - ohne diese Rohstoffe sind Handys, Computer und Spielkonsolen nicht denkbar. Und auch über deutsche Firmen sollen die Rohstoffe der Rebellen auf den Weltmarkt gekommen sein.
dpa/km - Bild: SWR