Sam Altman, der Chef hinter ChatGPT, hat angekündigt, dass die Software die Altersbeschränkungen in den nächsten Wochen neu organisiert. Das würde bedeuten, dass zumindest Erwachsene auch erotische Gespräche mit ChatGPT führen können.
Die Reaktionen darauf fallen geteilt aus. In diversen Internetforen gibt es Nutzer, die sich freuen, dass diese Beschränkungen aufgehoben werden. Andere wiederum befürchten, dass sie nun auch auf ChatGPT mit anzüglichen Inhalten belästigt werden, etwa wenn sie eine ernst gemeinte medizinische Frage stellen - wobei man diese Fragen ohnehin besser mit einem Arzt klärt.
ChatGPT zählt weltweit über eine Milliarde Nutzer. Trotzdem scheint das Geschäft noch nicht gut genug zu laufen. OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, wird zwar von den Anlegern sehr hoch mit 500 Milliarden Dollar bewertet. Aber gleichzeitig schreibt das Unternehmen immer noch rote Zahlen. Und weil immer noch gilt: Sex sells, hofft OpenAI wohl auf mehr zahlende Kunden.
Die Zeitung De Tijd hat zum neuen Vorhaben von OpenAI die Kommunikationswissenschaftlerin Sofie Van Bauwel von der Uni Gent befragt. Sie sagt: Pornografie ist ein Massenphänomen, wenn jetzt ein Anbieter hinzu kommt, dann ist das grundsätzlich nichts Neues.
Das eigentliche Problem sieht sie eher in dem grundsätzlichen Frauenbild, das häufig in Pornografie verbreitet wird. Frauen werden oft als unterwürfig, passiv oder dienstbar dargestellt, was Stereotype in der realen Welt verstärken kann. Aber diese Darstellung finde man in abgeschwächter Form bereits bei der gewöhnlichen Nutzung von KI-Bots.
Chatbots haben in der Regel weibliche Namen, heißen Siri oder Alexa und sprechen mit einer oft sinnlichen Stimme und Persönlichkeit. Und sie sind so programmiert, dass sie unterwürfig und gehorsam klingen, selbst wenn man sie beleidigt. So die Analyse von Van Bauwel.
Chatbos scheinen also zu freundlich zu sein. Auch andere Kommunikationswissenschaftler beklagen, dass Chatbots Freundlichkeit vorgaukeln, indem sie uns selten widersprechen. Im Vergleich zur echten menschlichen Kommunikation ist das ein Zerrbild. So wie Chatbots reagieren, gehen Menschen nicht miteinander um.
Insbesondere für junge Menschen kann das schädlich sein, weil sie so mit einem nicht realen Bild von Freundschaft und Beziehungen aufwachsen. Ein Dilemma für die Chatbots. Denn gerade weil sie immer freundlich und zuvorkommend bleiben, fördert das bei den Nutzern den Wunsch, mit ihnen zu kommunizieren. Das geht so weit, dass einige Nutzer sogar eine emotionale Bindung zum Chatbot entwickeln und sich regelrecht verlieben.
tijd/okr
