Der Name sagt den meisten vielleicht gar nichts mehr: Jacob Chansley ist sein amtlicher Name. Er selbst nennt sich Jake Angeli. Berühmt wurde er als der "Mann mit den Bisonhörnern", der zusammen mit vielen anderen am 6. Januar das US-Kapitol stürmte, um gegen das Präsidentenwahlergebnis in den USA zu demonstrieren - das Ganze mit nacktem Oberkörper, Kojotenfell und dazu hatte er die US-Fahne aufs Gesicht gemalt. Als er dann mit seinem zwei Meter langen Speer ins Kapitol eingedrungen war, stimmte er auch noch Schamanengesänge an.
Dass die Wahl auf ihn fiel, dürfte einige erstaunen. Das Nachrichtenmagazin Knack stellt in seiner neuesten Ausgabe klar, dass Jacob Chansley nicht die erbaulichste Figur ist. Selbst sein Anwalt nannte ihn einen Idioten, der sich vor den Karren von Donald Trump hat spannen lassen. Der Mann steht laut Knack aber als Symbol für den weltweiten Widerstand gegen gewählte Regierungen, Wissenschaft, Journalismus und Vernunft.
Chansley ist außerdem Anhänger von Verschwörungstheorien, von denen es ja eine ganze Menge gibt - eine abstruser als die andere. Nun könne man diese Verschwörungstheorien für lächerlich halten. Die Folgen sind es aber nicht, schreibt das Nachrichtenmagazin.
Symptom der orientierungslos gewordenen westlichen Welt
Zur Erinnerung: Bei der Erstürmung des US-Kapitols sind fünf Menschen gestorben. 138 Polizisten wurden verletzt. Und Monate später haben sich vier beteiligte Polizisten das Leben genommen. Für die Redaktion ist Jacob Chansley ein Symptom der orientierungslos gewordenen westlichen Welt.
Die Wahl soll knapp gewesen sein, passt aber zum Ergebnis. Die zweitmeisten Stimmen der Redakteure waren blanco, also "Niemand". Der Chefredakteur Bert Bultinck erklärt dies als Ausdruck mangelnder politischer Führungsstärke, die sich von Europa bis in Belgien hinein durchzieht.
Politikern gelinge es kaum noch, ein starkes Konzept gegen Skeptiker und Querdenker zu etablieren. Nicht selten komme schlechtes Regieren hinzu. In diesem Zusammenhang sei Jacob Chansley keine Anekdote, sondern ein Weckruf für alle, die glauben, dass solche Phänomene von alleine wieder weggehen.
Lehre
Der Chefredakteur stellt in seinem Leitartikel besorgt fest, dass es mittlerweile zwei Strategien gegen das Phänomen der aggressiven Verschwörungstheoretiker gibt. Da sind erst einmal die, die zu verstehen versuchen, was die Wurzeln dieser enormen Wut sind. Man sucht Antworten, wie das Gefühl dieser Menschen zustande kommt. Er sieht ein Gemisch aus Kontrollverlust, Angst, Erniedrigung und sozialem Rückschritt - das Ganze angefeuert von rassistischem Populismus.
Auf der anderen Seite gibt es die Menschen, die sich immer stärker und lauter gegen diese Verschwörungserzählungen, Querdenkerdemos und Gewaltaufrufe in den sozialen Medien stellen. Da gebe es immer mehr Widerstand gegen den Widerstand. Bleibt aber die Frage, welche Strategie die beste ist.
knack/mz
Das Phänomen Trump ist die Konsequenz unglaubwürdiger Politik. Wer Wind säht, muss sich nicht wundern, wenn er Sturm erntet.
Ehrliche transparente demokratische Politik und die Trumps dieser Welt haben keine Chance.