Einen schöneren Titel hätte sich Arte für diesen Themenabend kaum ausdenken können. Einen ironischeren auch nicht, denn dem Schlager kann man zwar viel nachsagen - Wirklichkeitstreue ist nicht darunter.
So taucht Arte am Donnerstagabend (26. August) ein in eine Welt der zuckersüßen Nichtigkeiten, der scharwenzelnden Romantik, des bunten Trugs einer schönen heilen Welt.
Die Roy Black Story
Der Themenabend im Rahmen der Sendereihe 'Summer of the 60s' beginnt um 20.15 Uhr mit der TV-Biografie "Du bist nicht allein - Die Roy Black Story". Ein deutlich jüngerer Christoph Waltz, Oscar-Gewinner 2010 mit 'Inglourious Basterds', spielt in dem Film von 1996 den tragischen Schlagerstar, der als Gerhard Höllerich geboren wurde und als Roy Black starb.
Regisseur Peter Keglevic drehte den Film, der bereits im Vorfeld ein großes Medienecho hervorrief. Kritiker warfen ihm vor, er ziehe das Leben Roy Blacks in den Schmutz, indem er dessen Alkoholsucht und gesundheitliche Probleme thematisierte. In Einzeletappen stellt die filmische Biografie Roy Blacks Werdegang als Sänger ab 1964 dar - zwischen großen Höhen und abgründigen Tiefen.
Hits wie 'Ganz in Weiß' oder 'Du bist nicht allein' und zahlreiche Filme ('Immer Ärger mit den Paukern') machten ihn in den 60ern zum umjubelten Star. Doch der Rummel wurde Roy Black zu viel, er gab sich dem Alkohol hin, seine Karriere kam ins Stocken, er wurde krank. Am 9. Oktober 1991 starb er an Herzversagen - bis heute ist nicht geklärt, ob Alkohol dabei eine Rolle spielte. Auch Selbstmordthesen halten sich hartnäckig.
Schlager in Deutschland, Yéyé in Frankreich
Nach der TV-Biografie zeigt Arte zwei Dokumentationen als Erstausstrahlungen: "Heidschi Bum Beidschi" um 21.55 Uhr beleuchtet das Goldene Zeitalter des deutschen Schlagers, die 50er und 60er Jahre. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs waren gerade vorüber, die Sehnsucht nach heiler Welt und eitel Sonnenschein war groß - da kam der Schlager mit seinen säuselnden Melodien, seiner Lebensfreude und seinen Kitsch-Klischees gerade recht.
In der "Yéyé Revolution 1962 - 1966" geht es um ein Musikphänomen, das die französische Gesellschaft in Teilen veränderte. Der Yéyé-Refrain, abgeleitet vom englischen Yeah, wurde in den 60ern zu einem Inbegriff der Jugendkultur Frankreichs. Die Bewegung löste eine Art Kulturrevolution aus, es entstand eine «Generation des Bruches» (Arte).
dpa/arte/km - Bild: ARTE / © RTL