"Triumph des Todes" - die letzte Ausgabe des Krautgarten erscheint mit dem expressiven Titelbild des Osnabrücker Malers Felix Nussbaum. Es bedeckt die Vorder- und Rückseite der Literaturzeitschrift. Herausgeber Bruno Kartheuser findet das 76 Seiten starke Heft eines der gelungensten in den 35 Jahren.
Nicht nur die Autoren - wie immer aus verschiedenen Regionen und Ländern - machen die letzte Ausgabe zu etwas Besonderem. Auch das zwölf Seiten starke Dossier im Mittelteil, in dem der Herausgeber noch einmal mit der Eupener Kulturpolitik abrechnet. Auch wenn vieles schon gesagt wurde.
"Man hätte uns vorgeworfen, wenn wir schweigend rund um unser Grab gestanden hätten. Nein, das ist hier im öffentlichen Bereich passiert. Es ist eine Diskussion wert und enthält ja auch Lehren für Zuschauer - die hiesigen, aber auch die auswärtigen", sagt Kartheuser.
Bereichernd
35 Jahre Krautgarten - darauf ist Bruno Kartheuser stolz. Über Höhen und Tiefen, mal mit, mal ohne öffentliche Hilfe habe man das geschafft. "Diejenigen, die sagen: Literatur, was ein Quatsch - dafür Geld ausgeben? Gut, dann zeige ich, was wir im Literaturbereich geleistet haben - an Büchern, an Zeitschriften, an Begegnungen, an Kolloquien, an internationaler Netzknüpfung, und so weiter. Das ist eine sehr umfassende und auch bereichernde Aktivität gewesen. Nicht für mich, mein Konto hat keinen Unterschied aufzuweisen, aber bereichernd für die Gegend."
Als fruchtbar und begeisternd hat Bruno Kartheuser die Zusammenarbeit empfunden, die vor allem in den Anfangsjahren der Literaturzeitschrift in Ostbelgien geherrscht habe.
Der Krautgarten hatte nicht nur Literatur in all ihren Gattungen im Blick. Neben rund 900 Autoren sind auch über 70 Künstler vorgestellt worden. Bei den Lesungen gehörte immer Musik dazu. Spartenübergreifend waren auch die Blickpunktprogramme.
Pfötchen geben
Von Multiplikation und Kooperation könne heute keine Rede mehr sein, sagt Bruno Kartheuser. "Dieses ganze Zusammenwirken ist zerschlagen. Jeder wurschtelt in seiner Ecke. Man weiß, dass man Pfötchen geben und mit dem Schwanz wedeln muss, wenn man nicht den Zorn der offiziellen Geldgeber auf sich ziehen will."
"Von Kooperation ist überhaupt keine Rede mehr. Da ist schon etwas - auch außerhalb unseres eigenen Unternehmens - in die Brüche gegangen. Und es ist nicht pfleglich behandelt worden von denen, die dafür zuständig waren und dafür bezahlt worden sind."
Mehr Anerkennung als zu Hause habe der Krautgarten im Ausland erfahren. Dort sei der Krautgarten auch Botschafter Ostbelgiens gewesen. "Wir sind immer registriert worden auch als Ostbelgier. Man interessierte sich für dieses Kuriosum, die Sprache, die Grenzlage. Diese Kleinheit, die daherkam, war - ohne irgendein Annexiongelüst - den Leuten sympathisch. Das war einer der attraktivsten Punkte in unserer Tätigkeit. Nachdem wir sehr schnell gemerkt haben, dass wir hier nicht erwünscht und willkommen waren. Das war aber vor allem dann ab Niermann 1995."
35 Jahren Krautgarten - das sind 71 Ausgaben. Ein Minimum an Exemplaren hat Bruno Kartheuser in seinem Haus in Neundorf behalten. Hier befindet sich auch das Archiv des Krautgarten.
Die VoG Krautgarten wird weiter bestehen und so können auch neue Bücher, Lesungen und Veranstaltungen erwartet werden - nur die Literaturzeitschrift wird es nicht mehr geben.
mb/km