Was ist in den letzten 50 Jahren nicht alles passiert, was hat sich nicht alles verändert? Das Farbfernsehen ist in unserer Gesellschaft heute gar nicht mehr wegzudenken. Ohne groß darüber nachzudenken, kommen wir nach Hause, nehmen die Fernbedienung in die Hand und lassen uns von einem der vielen verschiedenen Programme unterhalten. Dass das nicht immer so selbstverständlich war, daran denken die wenigsten.
Doch wie genau war das denn eigentlich früher, als kaum einer sich den Luxus eines Fernsehers leisten konnte? Astrid Lennarts aus Eupen erinnert sich noch daran. "Als meine Kinder noch ganz klein waren, hatten wir nur Radio und wir gingen dann immer zu netten Nachbarn. Das war schon eine große Sache."
Fernsehen als Nachbarschafts-Ereignis
Rosmarie Reuters hatte das Glück, eines der seltenen Fernsehgeräte zu besitzen. Auch sie erinnert sich noch gut an die Zeit, in der ständig Nachbarn und Freunde bei ihr vorbei kamen, um die farbigen Bilder auf dem Bildschirm zu bewundern. Weshalb viele anfangs dem Farbfernsehen skeptisch gegenüberstanden, kann Rosmarie Reuters nicht nachvollziehen. Sie mochte die bunten Farben von Anfang an. "Man musste sich daran gewöhnen, aber es war schon schön. Ich erinnere mich noch, dass wir einen Fernseher hatten und andere Nachbarn hatten keinen. Man traf sich dann bei uns und wir guckten alle zusammen. Das war schön gemütlich."
Was für die einen Gemütlichkeit und Entspannung bedeutete, war für andere viel Arbeit, so auch für Günter Birnbaum, Betreiber des gleichnamigen Geschäftes in der Bergstraße in Eupen, das es schon seit fast 40 Jahren gibt.
Günter Birnbaum ist von Anfang an bei der Entwicklung des Fernsehens dabei gewesen und Experte auf diesem Gebiet. "Als ich im letzten Jahr meiner Lehre war, kamen die ersten Farbfernseher raus. Das war für uns eine ganz neue Technik. Bei den Farbgeräten musste man früher beim Kunden noch die ganze Konvergenz einstellen. Das war eine schwere Aufgabe. Aber von vornherein hat das mit dem Farbfernsehen sehr gut geklappt. Wir verkauften damals auf der Herbesthaler Straße das erste Farbfernsehgerät in Eupen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass an den Abend, an dem der Fernseher vorgestellt wurde, sehr viel los war."
Doch auch wenn das Farbfernsehen viele Leute faszinierte, kam der Wechsel von Schwarz-Weiß zu bunt nicht von heute auf morgen. "Den Wechsel habe ich nicht so bewusst mitbekommen", sagt zum Beispiel Leonard Robert rückblickend. Grund dafür sei hauptsächlich der hohe Preis gewesen, den viele sich nicht leisten konnten. "Viele haben noch lange auf Schwarz-Weiß geschaut. Ich glaube, das lag auch am Preis. Damals kostete so ein Fernsehgerät 35.000 bis 40.000 Franken." Eine Menge Geld also, die nur wenige Leute bereit waren auszugeben.
Fernseher hat noch lange nicht ausgedient
Inzwischen sieht das ganz anders aus. Farbfernsehen ist zur Normalität geworden und Schwarz-Weiß-Filme laufen nur noch sehr selten. Trotzdem spricht man immer wieder von einem langsamen Aussterben des klassischen Fernsehens. Viele - vor allem Jugendliche - würden mehr und mehr zum Online-Streaming übergehen.
Sorgen macht sich Günter Birnbaum deshalb als Ladenbesitzer trotzdem nicht. "Weniger Fernseher werden nicht verkauft. Wir haben unseren Umsatz im Fernseh-Bereich in den letzten drei, vier Jahren sehr gut gesteigert. Es gibt ja mittlerweile auch Streaming, Smart-TVs, etc., aber das normale Fernsehen über Kabel oder Satellit bleibt weiterhin sehr stark bestehen und in den nächsten Jahren wird sich das auch nicht groß ändern. In den letzten Monaten haben auch viele Jugendliche ein Fernsehgerät gekauft: Sie möchten ein großes Bild haben und darauf ihre Inhalte vom PC projizieren", erklärt Birnbaum.
Es bleibt also abzuwarten, inwiefern und in welcher Geschwindigkeit die nächsten Veränderungen auf uns zukommen. Sicher ist nur, ein so großer und bedeutsamer Schritt wie damals von Schwarz-Weiß auf Farbe wird es nicht sein.
vg/mg - Bilder: Michael Evstafiev (EPA/AFP)/Vera Golloch (BRF)