Von außen ist das Unterhosen-Museum unscheinbar. Ein ganz gewöhnliches Patrizierhaus nahe der Grand'Place. Nur ein kleines, goldenes Schild auf der Fassade weist darauf hin. Innen geht es aber ganz schnell unter die Gürtellinie.
Das wertvollste Ausstellungsstück ist die Unterhose von Außenminister Didier Reynders. Unten drunter trägt der liberale Politiker verwaschene Boxershorts mit blau-weißen Streifen.
"Wenn Franzosen herkommen, können sie sich nicht vorstellen, dass ihr Außenminister Fabius eine seiner Unterhosen zur Schau stellen könnte", sagt Museumsgründer Jan Bucqoy. "In Belgien ist das ganz anders. Hier kann man über sich selbst lachen."
Mit geschwungener Unterschrift bestätigt Didier Reynders auf einem Zettel, seine Unterhose dem Slip-Museum gespendet zu haben. Besonders pikant: Direkt neben den Boxershorts des Außenministers hängt der String-Tanga von Brigitte Lahaye, einer früheren französischen Pornodarstellerin.
Ausgestellt sind gut ein Dutzend Unterhosen von Prominenten, darunter ein Slip von Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur und ein Schlüpfer der ehemaligen frankophonen Kulturministerin Fadila Laanan. Angeregt schauen sich die Besucher jedes Ausstellungsstück genau an. Einige schwadronieren sogar über den tieferen Sinn des Slips.
"In Unterhose sind alle gleich. Es heißt, es könne ganz nützlich sein, sich sein Gegenüber in Unterwäsche vorzustellen. Etwa den Lehrer bei Prüfungsangst, einen General oder sogar den König", sagt einer der Besucher.
Geschlossen wird das surreale Kunsthaus nicht etwa, weil zu wenig Besucher kämen. Dem anarchistischen Künstler und Museumsdirektor Jan Bucqoy sind die flämischen Fördermittel gestrichen worden. Die Folge: Er kann die Miete nicht mehr zahlen und muss mit samt seinen Promi-Unterhosen ausziehen.
Das passt in die heutige Zeit, sagt Bucqoy. "Es gibt ein Rauchverbot, trinken darf man auch nicht mehr. Bald wird sicher noch das Denken verboten und überall der Mensch durch Automaten ersetzt."
Alain Kniebs - Bild: Olivier Vin/BELGA