Die neue Arbeit "The Secret Agent" ist der Mittelpunkt der Ausstellung "Interregnum" in Brüssel. Der Künstler sieht seine neue Video-Installation in direktem Zusammenhang mit den Projekten "Luanda-Kinshasa" und "Disco Angola", die ebenfalls in Brüssel zu sehen sind.
Stan Douglas, Jahrgang 1960, hatte seinen internationalen Durchbruch auf der Documenta 9 von Jan Hoet 1992 mit dem Werk "Hors Champs". In dieser Videoinstallation untersuchte Douglas die historischen Zusammenhänge von Free Jazz und Sozialgeschichte in den USA, aber auch in Europa anhand der Präsentation dieser Musik in den Medien.
Eine ähnlich komplexe Arbeit ist "Luanda-Kinshasa", die eine gemeinsame Jamsession des amerikanischen Jazzmusikers Miles Davis und des afrikanischen Popmusikers Manu Dibango im New Yorker Studio der Plattenfirma Columbia Anfang der 70er Jahre zeigt. Eine Jamsession, die nie stattgefunden hat, die aber für Douglas durchaus Sinn gemacht hätte, wäre Dibango zu jener Zeit in den USA gewesen.
Douglas geht es um die Realisierung einer Utopie: Wie hätte sich die afro-amerikanische Musikgeschichte entwickelt, hätten Miles Davis und Manu Dibango damals tatsächlich zusammengearbeitet? Angesichts der Alben "On the Corner" von Miles Davis und "Soul Makossa" von Manu Dibango wäre dies durchaus möglich gewesen, meint Douglas.
Auch in der neuen Arbeit "The Secret Agent" geht es um die Epoche Anfang der 70er Jahre, speziell um die Zeit nach der Nelkenrevolution in Portugal. Für Douglas eine spannende Zeit, in der vorläufig zum letzten Mal ein europäisches Land die Möglichkeit hatte, sich für einen marxistischen Staat zu entscheiden.
Vom 29. bis 31. Oktober zeigt das Kulturzentrum "De Singel" in Antwerpen die Theaterproduktion "Helen Lawrence". Die Produktion war im vergangenen Jahr in den Münchner Kammerspielen anlässlich der Retrospektive von Stan Douglas im Haus der Kunst zu sehen.
Nach seinen Anfängen mit Film und Video hat Douglas sich ab 2005 intensiv mit Fotografie beschäftigt. Aus einer Serie über seine Heimatstadt Vancouver entstand die Theaterproduktion "Helen Lawrence". Genauer gesagt, aus den computer-manipulierten Grossaufnahmen "Hogan's Alley" und "The Second Hotel Vancouver" im Stil der 40er Jahre.
"Helen Lawrence" von Stan Douglas ist ein Multimedia-Thriller, der in Vancouver kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielt. Douglas bringt Themen wie Suburbanisierung und Gentrifizierung der Stadt Vancouver ins Bild für die Story einer Frau, die ihren Liebhaber sucht, der ihren Ehemann umgebracht hat. Ein "film noir", wie Douglas sie liebt, die er aber immer in einem vielschichtigen, historischen Kontext sieht. Das Theaterstück ist ein komplexes Projekt, in dem reale Schauspieler auf der Bühne in einem 3-D-Film stehen, agieren und improvisieren.
"Helen Lawrence" ist im Kulturzentrum "De Singel" an drei Abenden vom 29. bis zum 31. Oktober zu sehen.
Werner Barth - Fotos: David Cooper