Die ehemalige Synagoge Stommeln in Pulheim bei Köln wird für mehrere Monate von einer Familie abstrakter Holzskulpturen des international bekannten Bildhauers Tony Cragg bewohnt. Ein raumhohes Skulpturenpaar in der für Cragg typischen Form aus gestapelten Kreissegmenten schafft einen ungewöhnlichen Bezug zur Geschichte des einstigen jüdischen Bethauses. Das ockergelbe Duo aus einer dünneren und einer etwas dickeren Form erinnert entfernt an ein menschliches Paar und ist von Cragg auch mit "Pair" betitelt worden. In dem Raum steht noch eine dritte etwas kleinere Skulptur auf einem Sockel. Bis zum 27. September ist Craggs Beitrag zu dem internationalen Kunstprojekt "Synagoge Stommeln" zu sehen.
Vergangenes Jahr hatte der für seine verstörenden Installationen bekannte Künstler Gregor Schneider die Synagoge hinter der eintönigen Fassade eines Wohnhauses verschwinden lassen. Craggs Skulpturen konzentrieren die Aufmerksamkeit nun wieder auf das Innere des Gebäudes.
Das Gotteshaus im Pulheimer Ortsteil Stommeln ist eine der wenigen Synagogen in Deutschland, die während der Nazi-Pogrome 1938 nicht zerstört wurde. Seit 1990 werden Künstler zu Projekten in die Synagoge eingeladen. Dazu gehören Richard Serra, Eduardo Chillida oder Rosemarie Trockel. Für weltweites Aufsehen hatte 2006 Santiago Sierra gesorgt, der Autoabgase in das ehemalige jüdische Gotteshaus leitete.
dpa/wb - Bild: Michael Richter