Handwerkliches Geschick, solides Fachwissen, eine gehörige Portion Kreativität und zuweilen auch ein wenig Phantasie und Liebe zum Detail muss man schon mitbringen, wenn man die Gebrauchsspuren der im Laufe der Zeit ramponierten liturgischen Gegenstände aufbessern will. Was die Restauratorinnen dabei leisten, davon kann man sich in der Ausstellung "Angenagt" der Domschatzkammer einen Einblick verschaffen.
Es ist nicht nur der Zahn der Zeit, der den Exponaten zugesetzt hat. Im Fall einer vom Kaiser Joseph I. geschenkten Wandtapisserie hatte sich irgendwann einmal eine Maus häuslich eingerichtet und den wertvollen Stoff angenagt. In der Textilwerkstatt von Monica Vroon konnte dem Behang ein zweites Leben eingehaucht werden.
Eva Hürtgen ist die Archivarin des Domarchivs und sorgt für die sachgerechte Aufbewahrung der Urkunden, Handschriften und Inkunabeln, die die Geschichte des Marienstifts dokumentieren.
Nicht selten erleben die Restauratoren eine positive Überraschung, wie etwa bei der Freilegung später hinzugefügter Farbschichten. Trotz der Altersspuren lässt sich die ursprüngliche Qualität der Malerei nicht nur erahnen. Eine Tafelmalerei aus dem 16. Jahrhundert - vermutlich aus der der Schule von Quentin Massys, war so ein Fall.
Alle gezeigten Kunstwerke gehören zur Ausstattung des Doms und werden zumindest an hohen kirchlichen Festtagen, wie etwa zur Heiligtumsfahrt wieder hervorgeholt. Ein Blickfang ist gewiss das Marienkleid, das der Kirche von Isabella Clara Eugenia geschenkt wurde. Die Zeit der Enkelin Karl V. als Stadthalterin der Niederlande an der Seite ihres Gemahls Albrecht war von einem großen Aufschwung der Künste hierzulande gekennzeichnet. Zahllose Porträts von Rubens, Pourbus und anderen überlieferten ihr Aussehen und ihre reiche Kleidung, wie im Fall des Marienkleides.
Bild: Domkapitel Aachen