Feuerstein und Drachenkampf: Die europäische Kulturhauptstadt Mons hat vier Museen eröffne. Geschickt greift die wallonische Stadt dabei auf ihr reichlich vorhandenes Unesco-Welterbe zurück - darunter das Volksfest "Doudou", das seit 2005 auf der Unesco-Liste für immaterielles Kulturerbe steht.
Mit vier neuen Museen und einem Konzerthaus, dem Arsonic, startet Mons nicht nur in die zweite Phase seines Jahresprogramms. Mit der Eröffnung der Museen trete Mons "in eine neue Ära ein", sagte Bürgermeister Elio Di Rupo. Die Stadt nehme eine neue Identität an.
Metamorphose heißt das Leitmotiv der rund 100.000 Einwohner zählenden Stadt, deren Straßenbild sich in den vergangenen drei Jahren sichtbar verändert hat. Bereits im Oktober 2013 hatte Mons sein Museum für Schöne Künste (BAM) mit einer umfassenden Andy Warhol-Ausstellung wiedereröffnet.
Mit dem Silex's, dem Doudou-Museum, dem Mons Memorial Museum (MMM) und der Artothek gönnt sich die mittelalterliche Stadt jetzt gleich vier Museen zusätzlich.
Feuerstein
Mons ist mit Unesco-Welterbegütern gesegnet. Eines davon sind die neolithischen Feuerstein-Minen von Spiennes. Auf dem rund 100 Hektar großen Gelände, das mit Tausenden von Minen bedeckt ist, hat die Stadt nun das Silex's errichtet, einen runden Metallpavillon mitten in einer verloren wirkenden Landschaft rund sechs Kilometer von Mons entfernt. Es dokumentiert die Geschichte der Steinzeit-Minen, die vor mehr als 6000 Jahren begann.
Spiennes gehört zu den ältesten und größten Feuerstein-Minen Europas. Bis zu 16 Meter tief sind dort die von unseren Vorfahren gegrabenen Schächte. Einer davon ist für Besucher geöffnet. Nur 5500 Touristen jährlich dürfen in die Minen hinabsteigen.
Doudou
Das Volksfest Doudou steht seit 2005 auf der Unesco-Liste für immaterielles Kulturerbe. Jährlich zieht das Spektakel am Sonntag nach Pfingsten Tausende von Schaulustigen an: Zuerst wird der Reliquienschrein der Heiligen Waltrudis durch die Straße gezogen, die Mons 1349 vor der Pest gerettet haben soll. Dann kämpft auf dem großen Platz vor dem prächtigen Rathaus Sankt Georg gegen den Drachen. Den Ursprung der jahrhundertealten Tradition illustriert nun das Doudou-Museum, für das eigens ein Leihhaus aus dem Jahr 1625 umgebaut wurde.
Geschichte und Kunst
Mons ist reich an historischen Gebäuden - einige davon hat die Stadt für 35 Millionen Euro in Museen umgewandelt. Das Mons Memorial Museum (MMM) ist in ein ehemaliges Wasserwerk eingezogen und präsentiert die Kriegsgeschichte der Stadt, die im August 1914 Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Briten und Deutschen war.
Und aus der Kapelle des ehemaligen Ursulinen-Klosters aus dem 18. Jahrhundert wurde eine Artothek. In ihr sind die Bestände aus zwölf Museen der Region vereint. Von den 50.000 Kunstwerken sind rund 1500 Werke ausgestellt, der Rest der Sammlung kann virtuell besichtigt werden.
Unter dem Motto Kultur trifft Technologie sind alle Bestände digitalisiert. Das erinnert daran, dass Google unweit von Mons seit 2010 eines seiner europäischen Datenzentren betreibt. Mehr als 70 Firmen aus der digitalen Wirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren in Mons und der Umgebung niedergelassen.
Nachzügler
Der barocke Belfried hätte als fünftes Museum eröffnet werden sollen. Der 87 Meter hohe Glockenturm ist das Wahrzeichen der Stadt und wird schon seit Jahren renoviert. Die Eröffnung des Turms ist nun für Juli vorgesehen. Er wird ein Interpretationszentrum beherbergen, in dem der Besucher alles über seine mehr als 300 Jahre alte Geschichte erfährt. Die Unesco hat den Belfried 1999 auf seine Welterbe-Liste gesetzt.
Von Sabine Glaubitz, dpa - Foto: Jean-Francois Berhin