Der italienische Fotograf Giovanni Troilo wollte quasi die ungeschönte Realität zeigen; Titel der Fotostrecke: "La Ville noire - Das dunkle Herz Europas". Und in der Tat: Troilo zeigte die düstere Seite des alten Kohlenpotts im Hennegau, Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben; Wohnviertel von Charleroi, die die Spuren jahrzehntelanger Vernachlässigung zeigen. Dafür bekam Troilo von der Organisation World Press Photo schließlich sogar eine angesehene Auszeichnung.
Kaum war die Preisvergabe bekannt, da rührte sich Protest. Sogar der Bürgermeister von Charleroi, Paul Magnette, legte Beschwerde ein. Ursprünglich ging es nur um eine möglicherweise etwas einseitige Sicht auf die Stadt. Charleroi werde in einem schlechten Licht gezeigt und die Realität verzerrt. Dann zeigte sich aber, dass gewisse Szenen tatsächlich nicht aus dem Leben gegriffen, sondern von A bis Z gestellt waren: Die Fotos waren inszeniert.
Am Mittwoch dann kam ans Licht, dass mindestens ein Foto sogar nicht mal in Charleroi aufgenommen war, sondern in Molenbeek. Das war denn auch der Auslöser dafür, dass "World Press Photo" jetzt den Preis zurückgezogen hat.
Grundlage des Wettbewerbs sei bislang Vertrauen gewesen. Künftig werde man aber die eingereichten Arbeiten mehr noch als bisher überprüfen, versprach die Organisation. Neuer Preisträger ist ein anderer italienischer Fotograf mit einer Dokumentation über eine chinesische Fernsehserie.
rtbf/belga/vrt/est - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)