Auf den ersten Blick bietet die Schatzkammer der Bibliothek des Priesterseminars den idealen Rahmen für die Verfilmung eines Harry-Pottter-Romans. Erst bei genauerem Hinsehen erweist sich die Bibliothek als Schatztruhe bibliophiler Raritäten. Einige der aufbewahrten Bücher sind über tausend Jahre alte Handschriften. Es handelt sich unbestritten um ein Kulturerbe von nationalem Rang, wie Yves Charlier, Direktor der Bibliothek, betont: "Es handelt sich bei unserem Bestand um etwas außergewöhnliches, das wir für kommende Generationen pflegen und aufbewahren. Kein Zweifel es ist ein Kulturerbe von nationaler Bedeutung."
Am Donnerstag wurde der Bibliothek von der deutschen Justiz zwei Inkunabeln des 15. Jahrhunderts zurückgegeben. Sie waren bei einer Kunstauktion in Berlin beschlagnahmt worden. Es handelt sich um einen in Hasselt gedrucktem Band und um ein deutsches Buch aus der berühmten Werkstatt des Kölner Druckers und Verlegers Koelhoff. Beide Bände sind selten erhaltene Exemplare aus der Frühzeit des Buchdrucks, deren prompte Restitution das Herz des Biblithekars höher schlagen lässt: "Ein Bibliothekar, der einen außerordentlich schönen Bestand aufbewahrt ist natürlich glücklich, wenn seit über 30 Jahre vermisste Bücher wieder zurück sind."
Die jetzt an ihren Stammplatz heimgekehrten Bände sind ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass auch weitere von insgesamt 66 über 500 Jahre alten Inkunabeln zurückkehren. Die offenbar in den 1970er Jahren gestohlenen Bücher waren zunächst nicht vermisst worden, aber: "Wir haben 1985 ein neues Inventar angelegt. Das hat fünf Jahre gedauert. Dabei sieht man zwar, was man hat, nicht aber, was verschwunden ist. Auf einmal meldete sich ein US-Bürger, der angab, drei Inkunabeln auf einer Auktion in Brüssel ersteigert zu haben, die nach seiner festen Überzeugung aus unserem Bestand stammen müssten. Seitdem laufen unsererseits die diesbezüglichen Nacfhforschungen", erklärt Yves Charlier.
Die Ermittlungen in dem Fall von Kunstraub gehen unterdessen weiter. Die Justiz geht seit Jahren diesbezüglichen Verdächtigungen nach. Etwa die Hälfte der gestohlenen Schätze, die sich inzwischen in bibliophilen Sammlungen in Europa und Übersee befinden, konnte schon identifiziert und lokalisiert werden. Die aktuelle Entwicklung lässt den Bibliothekar weiter hoffen.
Bild: BRF Fernsehen