Jacques Martin, der 2010 verstorbene Schöpfer von Jhen und anderer Figuren wie Alix, hatte den Abenteuern seiner Helden auch den ein oder anderen populärwissenschaftlichen Band zur Seite gestellt. Sein zeichnerisches Erbe setzen heute Illustratoren wie Mathieu Barthélémy oder Marco Venanzi fort.
Das Interesse an alten Gemäuern liege ihm vermutlich in den Genen, meint der Comic-Zeichner Marco Venanzi - schließlich stamme seine Familie aus Rom. Nun hat er sein Talent an der früheren Abtei von Stavelot versucht und sie so gezeichnet, wie man sie bisher nie gesehen hat. Was auf den ersten Blick als mittelalterliches Dekor für den Comic-Helden Jhen daherkommt, hat durchaus populärwissenschaftlichen Anspruch.
Die Flächenausmaße der früheren Abtei haben die Archäologen ans Tageslicht gebracht, indem sie Mauerreste freilegten. Doch wie sah es darüber aus? Und wie haben sich die Bauten im Laufe der Zeit verändert - von der Abteigründung durch Remaklus um das Jahr 650 bis zu Französischen Revolution?
Von Nutzen waren dem Zeichner rechnerische Verfahren mit 3-D-Modellen - und der wissenschaftliche Beistand von Kunsthistorikern und Archäologen wie Brigitte Neuray, die diese Form der Inszenierung durchaus begrüßt. So vermitteln die Zeichnungen dem Besucher der Abtei besser als jede Vorstellungskraft einen Eindruck von der Höhe des gotischen Turms, wie ihn Wilhelm von Manderscheid im 16. Jahrhundert ausbauen ließ.
Die Ausstellung in der Abtei gibt die Gelegenheit, an Ort und Stelle die Vergleiche zu ziehen. In Buchform wird "Les voyages de Yhen", wie bei den anderen Beispielen der Reihe im Casterman-Verlag, von vielen Hintergrundinformationen begleitet - man sollte sich darunter also nicht einen Comic in der üblichen Form vorstellen. Schon eher ein Stück lebendige Geschichte. Und wer weiß, mutmaßt Marco Venanzi, vielleicht kommen andere irgendwann mit anderen Methoden auch zu anderen Ergebnissen...
Bilder: BRF