Für die ausgestellten Zeichnungen von Pierre Doome ist der Ausstellungsraum im Amtssitz des Ministerpräsidenten nur eine Zwischenstation. Vor einer Woche fand der Bilderzyklus auf Dauer Eingang in die Kunstsammlung der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Kulturministerin Isabelle Weykmans zeigte sich dankbar, dass die Arbeiten nicht auseinander gerissen werden: "Ich finde, dass die Art und Weise, wie sie aufbereitet wurden, den Zugang zur Geschichte einfach macht und es war mir eigentlich sofort klar, als ich das Werk gesehen habe, dass es dieses Werk für die Deutschsprachige Gemeinschaft und ihre Bevölkerung aufzubewahren, aber auch zugänglich zu machen gilt."
8.500 junge Ostbelgier wurden im Zweiten Weltkrieg dazu genötigt, an der Seite der deutschen Wehrmacht in den Krieg zu ziehen. 2.000 kehrten nicht mehr zurück. Der Künstler aus St.Vith hat sich des Themas auf ganz originelle Weise angenommen: "Ich habe mir eine Mutter vorgestellt, die ihre Söhne verliert. Aber ich wollte ganz bewusst keine Menschen nehmen, weil das dann zu emotional wird und dann hätte ich auch keine Ironie in das Werk hineinbauen können. Die Ironie hat ja auch eine lange Tradition und ist eine gute Methode, um solche sensible Geschichten zu erzählen."
Das Schicksal der sogenannten "Zwangssoldaten" bestimmte bis weit in die 1980er Jahre das Verhältnis der deutschsprachigen Belgier zur Politik. Die aquarellierten Zeichnungen des Künstlers aus St.Vith sind aus der Sicht von Ministerpräsident Oliver Paasch ein wesentlicher Beitrag zur kulturellen Identität: "Herr Doome hat einen tollen Beitrag geleistet, um Schülerinnen und Schüler auf die wechselvolle Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft hinzuweisen und ihnen eine selbstkritische Auseinandersetzung mit unserer Geschichte zu ermöglichen. Und zu unserer Geschichte gehört eben auch der Leidensweg der Zwangssoldaten."
"Herr Doome hat diese Geschichte auf hervorragende Art und Weise dargelegt und in Bilder gefasst und ich denke, dass wir in unseren Schulen - auch in Anwendung der Rahmenpläne -, insbesondere natürlich im Geschichtsunterricht, diesen Beitrag als sehr wertvoll und bereichernd empfinden werden. Wir möchten aber auch der breiten Öffentlichkeit diese Ausstellung, dieses Geschenk zugänglich machen. Es erlaubt die Auseinandersetzung mit der Geschichte, es ist aber auch ein Kunstwerk, für das sich sicher ganz viele Kunstinteressierte aus unserer Gemeinschaft, aber auch darüber hinaus interessieren werden."
Kunst als Vermittler von Zeitgeschichte. Pierre Doome hat mit mit seiner künstlerischen Betrachtungsweise eines lange tabuisierten Themas gewiss einen Volltreffer gelandet, weshalb arsVitha ein Portfolio des Bilderzyklus in Eupen vorstellte. Das Mappenwerk enthält eine limitierte, vom Künstler handsignierte Edition. Die in einem aufwendigen Druckverfahren auf Steinbach-Papier hergestellte Edition kann über das St.Vither Kulturforum für 180 Euro erworben werden.
Bild: BRF Fernsehen