as Haus in altem Glanz - der perfekte Rahmen für das "Mädchen mit dem Perlenohrring".
Sie ist zurück von ihrer Welttournee und so frisch wie immer. Die Augen strahlen, die Lippen glänzen feucht, und matt schimmert die Perle am Ohr: Das "Mädchen mit dem Perlenohrring" ist wieder zu Hause im Mauritshuis in Den Haag. Über 2,3 Millionen Menschen von Japan bis in die USA hatten das berühmte Gemälde von Johannes Vermeer in den vergangenen zwei Jahren bewundert. In dieser Zeit wurde sein Zuhause für rund 30 Millionen Euro umfassend erneuert und erweitert. Am Freitag (27. Juni) wird König Willem-Alexander die königliche Gemäldegalerie neu eröffnen.
Nach über zweijähriger Bauzeit strahlt das Mauritshuis im alten Glanz. Das Schatzkästchen, wie das alte ockerfarbene Stadtpalais in der königlichen Residenz genannt wird, beherbergt in jedem seiner Säle Juwelen der Malerei des 17. Jahrhundert. Die Wände wurden neu mit kostbaren Stoffen bespannt, vor den großen Fenstern hängen neue Vorhänge, das alte Holz der Freitreppe ist frisch lackiert und die Farben der Deckengemälde strahlen wieder.
Das Mauritshuis wurde nicht nur restauriert, auch seine Ausstellungsfläche wurde verdoppelt. Der renommierte Architekt Hans van Heeswijk entwarf ein modernes Foyer mit allen Einrichtungen, die Besucher von einem Museum im 21. Jahrhundert erwarten. Doch das Neue verbirgt sich dezent im Untergrund.
Besucher betreten das Museum nicht länger durch den Dienstboteneingang, sondern direkt am Platz neben dem Binnenhof, dem politischen Zentrum der Niederlande. Vom teilweise verglasten Platz führt eine elegante Treppe hinab, unter den Hofteich. Das Wasser plätschert lustig gegen kleine Fenster. Unten wird man in einer lichtdurchfluteten großzügigen Halle empfangen. Der Eingangsbereich verbindet das alte Gebäude auch mit dem neuen Trakt, ein Gebäude im Art-Deco-Stil auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Im neuen Haus ist nun Platz für ein Restaurant und für Sonderausstellungen.
"Mona Lisa" der Niederlande
Graf Johan Maurits van Nassau-Siegen hatte das Stadtpalais im 17. Jahrhundert als Wohnhaus errichten lassen, und die intime Atmosphäre wurde ganz bewusst erhalten. Wie schon beim 2013 wiedereröffneten Reichsmuseum in Amsterdam gilt auch in Den Haag: Das Neue soll nicht vorherrschen und nicht von den "Juwelen" ablenken. Dazu gehören Meisterwerke wie "Die Anatomiestunde des Dr. Nicolaes Tulp" von Rembrandt, "Der Distelfink" von Carel Fabritius (der gleichnamige Bestseller von Donna Tartt dreht sich um dieses Bild), "Ansicht von Delft" von Johannes Vermeer und "Der Stier" von Paulus Potter.
Das Mauritshuis besitzt mit seiner relativ geringen Anzahl von 800 Gemälden doch eine der wichtigsten Sammlungen holländischer Meister des 17. Jahrhunderts, des Goldenen Zeitalters. Gemeinsam mit dem Reichsmuseum in Amsterdam, der National Gallery in London und der Gemäldegalerie in Berlin gehört es zur Weltspitze.
Fast 400 Jahre, nachdem die Meister wie Rembrandt, Jan Steen, Frans Hals und Johannes Vermeer so meisterhaft das Licht einzufangen vermochten, ist die Faszination ungebrochen. "Die holländische Malerei ist sehr zugänglich, weil sie auch alltägliche Dinge zeigt", erklärt die Direktorin des Mauritshuis, Emilie Gordenker, den Erfolg. Darin ist vor allem Jan Steen ein Meister. Humorvoll zeigt er Haushaltsszenen und spießt auch menschliche Schwächen auf. In den intimen Kabinetten des Mauritshuis kann man nun wieder diese alten Meisterwerke bewundern, als wäre man zu Gast beim alten Grafen.
Der Star aber ist zweifellos Vermeers Mädchen in seinem orientalischen Fantasiekostüm mit der einen schimmernden Perle am Ohr. Ein Roman und ein Film machten sie noch berühmter. Doch die "Mona Lisa" der Niederlande hängt fast unauffällig im Saal 16. Eine große Bühne hat das Mädchen auch nicht nötig, sagt die Direktorin. "Das Original enttäuscht keinen."
Von Annette Birschel, dpa