Der Erste und der Zweite Weltkrieg haben Millionen von Menschen das Leben gekostet. Dass die Ausstellung "Les désastres de la guerre. 1800 bis 2014" (etwa: Die Schrecken des Krieges. 1800 bis 2014) im Louvre im nordfranzösischen Lens stattfindet, ist kein Zufall. "Die Stadt und die Region wurden von den Kriegen nicht verschont. Das hat durchaus eine Rolle gespielt", sagte die Kuratorin Laurence Bertrand Dorléac.
Im Mittelpunkt der bis zum 6. Oktober dauernden Werkschau steht die Entzauberung des Krieges. "Wir sind die ersten, die das Thema der Ernüchterung gegenüber dem Krieg darstellen", behauptet die Kunsthistorikerin. Gezeigt werden seit Mittwoch 450 Werke, angefangen von Théodore Géricault (1791-1824) bis hin zu Gerhard Richter, die die traumatischen Auswirkungen des Krieges darstellen.
Nicht der Einfluss des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf die Kunst steht hier im Vordergrund, sondern der Künstler als Zeuge. Der Parcours beginnt mit einem Gemälde von Jacques-Louis David aus dem Jahr 1802. Es zeigt Napoleon Bonaparte, damals noch Konsul, in seinem majestätischen roten Feldherrenmantel hoch zu Ross. Es ist die einzige Heldendarstellung, denn mit den Napoleonischen Feldzügen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich die Wahrnehmung des Krieges geändert. Unter Napoleon fand der erste Massenkrieg statt, der in der Kunst nicht mehr als heroische Schlacht thematisiert wurde.
"Goya hat als erster eine vergewaltige Frau abgebildet", erklärt die Kuratorin weiter. Der spanische Maler hat die berühmte Folge "Desastres de la guerra" gemalt, auf die der Titel der Ausstellung zurückgeht. Dabei handelt es sich um 82 Grafiken, die zwischen 1810 und 1814 entstanden sind. Sie zeigen die Gräueltaten der Soldaten Napoleons im Kampf gegen die aufständische spanische Bevölkerung. Von diesen Aquatinta-Radierungen hängen 17 im Louvre Lens. Sie bilden auf Ästen aufgespießte Körper ab, zum Teil ohne Beine und Arme.
Insgesamt werden 20 Konflikte thematisiert, darunter der Französisch-Preußische Krieg, der Erste und der Zweite Weltkrieg, der Indochinakrieg, der Unabhängigkeitskrieg Algeriens und der Vietnamkrieg. Es werden unbekannte und bekannte Künstler gezeigt, wie Emile Betsellère, Auguste Vinchon, Yan Pei-Ming, George Grosz, Otto Dix, Pablo Picasso und Gerhard Richter. Sie illustrieren, dass sich die Werkzeuge und Techniken geändert haben, mit denen sie arbeiten, jedoch nicht die menschliche Katastrophe der Kriege.
Von Sabine Glaubitz, dpa - Bilder: Denis Charlet/AFP