Das, was das Raerener Töpfereimuseum sonst zeigt, ist Steinzeug, das es nicht in den Verkauf geschafft hat, weil es von minderer Qualität war. Fehlbrände, die die Töpfermeister eher zerstören wollten. Die Ausschuss-Ware wird also ausgestellt. Klingt erstmal nicht gut, ist historisch betrachtet aber trotzdem wichtig, wie Rolf Kammler, der Verwaltungsratspräsident des Museums erklärt.
Jetzt kommen die wahren Schmuckstücke, die Prachtexemplare hinzu. Darunter sind viele Pötte von Jan Emens, einem der bedeutendsten Töpferer aus dem 16. Jahrhundert in Raeren. Die Schätze stammen aus den namhaften Museen dieser Welt. Dem Louvre in Paris, dem Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel, dem Bayrischen Nationalmuseum München, Museen aus Rotterdam, Frankfurt, Trier und weiteren mehr. Das Raerener Steinzeug ist der kunsthistorische Export unserer Region schlechthin - wer im Europa des 16. Jahrhunderts etwas auf sich hielt, hatte einen Raerener Pott zu Hause. So besitzt etwa der Louvre Stücke aus privaten Sammlungen der Bankiers-Familie Rothschild. Noch heute tauchen Raerener Pötte regelmäßig bei hochkarätigen Versteigerungen auf. Dabei handelt es sich nicht selten um beeindruckende Exemplare, bei denen sich Keramiker heute noch fragen, wie die Meister von einst es geschafft haben, etliche Kilogramm Ton heil durch den damals tagelangen Brand zu bringen. Die Ausstellung in Raeren dauert noch bis zum 30. März.
Gleichzeitig zur Ausstellung hat Museumsdirektor Ralph Mennicken einen neuen Gesamtüberblick über das Raerener Steinzeug als Buch veröffentlicht: von den Anfängen bis zum Niedergang, von der Töpfertechnik bis zu den Verkaufswegen des Steinzeugs. Neben dem Gesamtüberblick legt Ralph Mennicken auch neue Forschungsergebnisse vor. Etwa zum Niedergang des Raerener Steinzeugs oder zum Schaffen des Jan Emens Mennicken. Damit dürfte das Buch für Historiker interessant sein. Trotzdem ist es in einer einfachen Sprache geschrieben. Also auch jeder Laie ist eingeladen mit dem Buch das Raerener Steinzeug und seine Bedeutung zu entdecken.
Archivbild: Töpfereimuseum Raeren