Das neue Museum ist nach der Gründung des Magritte-Museums vor vier Jahren eine weitere Etappe in der Neugliederung der Sammlung der Königlichen Museen der Schönen Künste im Zentrum von Brüssel. Zielgruppe sind vor allem die zwei Millionen Touristen, die im vergangenen Jahr auf dem Kunstberg schon das Magritte-Museum und den Bozar, den Palast der Schönen Künste, besucht haben.
Als positiv haben Belgiens Kunstkritiker bereits gewertet, dass in dem "Fin de Siècle"-Museum endlich alle Ensor-Gemälde und Zeichnungen permanent zu sehen sein werden, die ansonsten im Depot liegen. Das gleiche gilt für Leon Spilliaert, Fernand Khnopff, Victor Horta und Henry Van de Velde. Negativ hingegen sieht man die enge Ausrichtung des neuen Museums.
Früher präsentierte das Museum der Schönen Künste an der Place Royale ein chronologischen Überblick der modernen und zeitgenössischen Kunst. Jetzt werde dieser Blick zerstückelt und historisch verwässert. Der Begriff der Moderne im Jugendstil könne nicht verallgemeinert werden. Außerdem könnten Kunst-Epochen nicht so leicht isoliert werden. Oft gehen sie ineinanderüber, erklärten Kritiker.
Generaldirektor Michel Draguet sieht das anders. Er lobt die modernen Konzepte und Hilfsmittel, die den Besuch des Jugendstilmuseums zu einem interaktiven Erlebnis machen soll. Draguet sieht die drei Etagen des neuen Museums als Gesamtkunstwerk, ganz im Sinne der Art Nouveau-Künstler: Neben Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen kommen auch Möbel, Schmuck und Alltagsgegenstände zu ihrem Recht. Fotografie, Film (in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque) und Architektur (mit Erklärungen zu allen Jugendstilgebäuden in Brüssel und Umgebung) runden den Überblick ab.
Das Museum "Fin de Siècle" ist dienstags bis sonntags geöffnet, jeweils von 10 bis 17 Uhr.
Am 25. Dezember sowie 1. und 2. Januar bleibt das Jugendstilmuseum geschlossen.
Bilder: MRBAB/KMSKB, Archive royale des films, Bruxelles