Jo Delahaut wurde 1911 in Vottem bei Lüttich geboren. 1947 stellte er als erster Künstler in Belgien abstrakte Bilder aus. Delahaut verschrieb sich ab den 1950er Jahren der geometrischen Abstraktion und blieb dieser Richtung treu, bis zu seinem Tod im Jahr 1992.
Jo Delahaut ist als Maler in Erinnerung geblieben. Die Retrospektive in Brüssel hat allerdings den Anspruch, ihn als vielseitigen Künstler zu präsentieren. So sind erstmals einige Skulpturen von Delahaut aus Privatsammlungen zu sehen. Auch Schmuck und Kleidungsstücke nach Entwürfen des Künstlers werden ausgestellt, genau wie Beispiele seiner Leidenschaft für die Buchbinderkunst. Wen dieser Aspekt besonders interessiert, muss vor allem die Ausstellung im Haus der Kunst in Schaerbeek besuchen.
Im Botanique wird die Retrospektive Jo Delahaut durch Positionen von neun zeitgenössischen Künstlern ergänzt. Keiner dieser Künstler beruft sich explizit auf Delahaut, doch die Farbenspiele einer Ann Veronica Janssens oder Edith Dekyndt sind nicht fehl am Platze. Die abstrakten Ölgemälde des Weggefährten Léon Wuidar und der Dänin Ane Vester ganz bestimmt nicht. Farbe und Struktur sind tatsächlich die wesentlichen Elemente der Kunst des Jo Delahaut.
Eine Enttäuschung ist der Katalog der Ausstellung. Weder die kleinformatigen Abbildungen noch die kurzen Texte im Telegrammstil werden dem Werk gerecht. Die Sparpolitik im Kulturbereich scheint auch vor großen Ereignissen nicht halt zu machen.
Die Retrospektive Jo Delahaut in Brüssel läuft bis zum 3. November.
Bild: Christphophe Louergli