Nach der Beschlagnahme eines satirischen Gemäldes von Kremlchef Wladimir Putin in Frauenunterwäsche hat die Polizei die Direktorin eines Museums in St. Petersburg festgenommen. Tatjana Titowa sei mitten in der Nacht von Uniformierten abgeholt worden, als sie in dem Museum Bilder aufgehängt habe, sagte Kurator Alexander Donskoi vom Museum der Macht am Dienstag der Agentur Interfax.
Am frühen Morgen sei die Frau zwar nach einem Verhör zunächst freigelassen, am Abend aber erneut festgenommen worden. Donskoi warf der Polizei "Willkür" vor. Die Behörden hätten keine Angaben gemacht, was sie Titowa überhaupt vorwerfen, kritisierte er.
Das Bild zeigt Präsident Putin im Negligé mit Regierungschef Dmitri Medwedew in Reizwäsche. Auch drei weitere Gemälde waren beschlagnahmt worden. Nach der Razzia war der Maler und Politkünstler Konstantin Altunin nach Paris geflohen und hatte dort Asyl beantragt.
Die Ausstellung "Herrscher", bei der die Bilder gezeigt werden sollten, war als künstlerischer Beitrag zum G20-Gipfel in St. Petersburg geplant. Dazu wird am 5./6. September unter anderem auch US-Präsident Barack Obama erwartet.
Die Polizei bestätigte die Festnahme von Titowa. Als einen Grund nannten die Behörden "ein beschädigtes Amtssiegel in den Museumsräumen". Auf einem Bild war auch eine Karikatur des prominenten Stadtpolitikers Anatoli Milonow vor einer Regenbogenfahne zu sehen. Milonow ist ein landesweit bekannter Kämpfer gegen Homosexualität. "Eine ähnliche Ausstellung mit Bildern von Präsident Obama wäre auch in den USA unmöglich", behauptete der Politiker.
dpa - Bild: Alexei Nikolsky (afp)