Der Maler Willi Sitte ist tot. Er starb am Samstagmorgen im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Halle nach langer Krankheit, wie die Willi-Sitte-Stiftung mitteilte. Der Maler und Grafiker gilt als einer der bedeutendsten und zugleich als einer der umstrittensten Gegenwartskünstler. Kritiker werfen ihm seine Vergangenheit als DDR-Kulturfunktionär vor.
"Sein Tod hat uns sehr betroffen gemacht, wenngleich wir um seinen bedenklichen Gesundheitszustand wussten", sagte der Vorsitzende der Sitte-Stiftung, Hans-Hubert Werner, der Nachrichtenagentur dpa. "Unser Anliegen, sein künstlerisches Erbe zu verbreiten, verstärkt sich jetzt noch mehr", sagte Werner. Sitte wurde am 28. Februar 1921 im tschechischen Kratzau geboren.
Sitte war von 1974 bis 1988 Präsident des Verbandes Bildender Künstler und saß zeitweise auch im Politbüro der SED. In der DDR galt er als herausragender Vertreter des sozialistischen Realismus. In Westdeutschland wurde er einem breiten Publikum durch die documenta 6 1977 in Kassel bekannt, wo er zusammen mit den Begründern des Malstils der Leipziger Schule, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke vertreten war.
Nach der Wiedervereinigung war es zunächst still um den Künstler. Seine Rückkehr in die Öffentlichkeit war schwierig. Im Landeskunstmuseum Galerie Moritzburg in seiner Heimatstadt Halle kam keine Ausstellung zustande, weil man sich nicht über die Konzeption einigen konnte. Eine 2001 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zum 80. Geburtstag geplante Ausstellung wurde zunächst verschoben und für 2003 in Aussicht gestellt. Nach etlichen Querelen sagte Sitte die Ausstellung ab und zog sich zurück.
Seit 2006 bewahrt die Willi-Sitte-Stiftung mit Sitz in Merseburg das umfangreiche künstlerische Werk des Malers. Die Werke stammen aus dem Privatbesitz des Künstlers. In der Sitte-Galerie für realistische Kunst gibt es regelmäßig Ausstellungen.
dpa/rkr - Bild: Waltraud Grubitzsch (epa)